BAG Wintercompetition – „The Homecoming“

von Anna Kummerlöw
 
Man kommt Sonntagabend zu Hause an und sofort spürt man ein Gefühl des Wehmuts – so schnell ist’s auch schon wieder vorbei… Am vergangenen Wochenende fand die BAG Wintercompetition wieder in ihrer Ursprungsstadt Bremen statt, ausgerichtet von den Crest of Gordon Pipes & Drums, und war ein voller Erfolg. Doch so schnell möchte ich es doch nicht einfach so abhaken! Aus Sicht eines regulären Teilnehmers, – dieser Bericht spiegelt lediglich meine total persönliche Meinung wider – möchte ich allen, die nicht die Gelegenheit hatten, vorbei zu kommen, und auch allen, die ein wenig in Erinnerung schwelgen mögen, einen ausführlichen Bericht dieses rundum gelungenen und wunderbaren Wettbewerbs schildern: Denn das hat er mehr als nur verdient!
Aufgrund der Übersicht und der Länge untergliedere ich meine Ausführungen in fett gedruckte Unterpunkte. Überspringt gerne die Punkte, die euch nicht interessieren! 🙂
 
Im Vorfeld
Die Vorbereitungen der Bremer liefen auf Hochtouren und das hat man auch gemerkt: Im November konnte man sich bereits für die Competition anmelden (was ich auch gleich tat – ich hatte die Teilnehmernummer 1 🙂 ) und wurde bis zum Anmeldeschluss am 8.1. immer wieder regelmäßig daran erinnert und auch dazu aufgefordert. Es wurde wahnsinnig die Werbetrommel gerührt (sei es auf den sozialen Netzwerken, sei es in der Zeitung, beim Fernsehen [beides war am Wochenende auch gut vertreten; hier Links zu entsprechenden Beiträgen: http://www.radiobremen.de/fernsehen/buten_un_binnen/video97112-popup.html und http://www.weser-kurier.de/bremen_artikel,-Schottland-in-Bremen-_arid,1535989.html] oder auch in der Schule selbst, wo ein einladendes Plakat hing). Einige Zivilisten habe ich am Wochenende durchaus gesehen. Bei gleichen Maßnahmen und durch die lokalen Beiträge werden es garantiert mehr Leute von außen und wieder mehr Anklang „beim Volk“ finden. Ich erinnere mich an alte Karlsruher Zeiten, in denen die große Aula gefüllt war von wohlwollenden Besuchern.
Den konkreten Zeitplan gab es dann am 15.1., in welchem man sehen konnte, wer alles teilnimmt und wie seine Startzeiten sind. Das war perfekt für uns als Vorbereitung und man wusste stets, woran man ist. Auch per E-Mail wurde kommuniziert und wir wurden herzlich zum gemütlichen Beisammensein am Samstagabend nach dem Recital eingeladen, was auch von allen dankbar angenommen wurde: Ca. 100 Teilnehmer wollten am Essen teilnehmen, sodass die Gesellschaft leider auf zwei Lokale aufgeteilt werden musste. Keine Kritik an die Bremer – logistisch einfach nicht anders realisierbar!
 
Organisation/Struktur
In guter deutscher bürokratischer Manier war die Competition zeittechnisch perfekt durchgeplant. Wir hatten keine einzige Minute Verzögerung – einmal wurden einige Teilnehmer sogar (freiwillig) 5 Minuten vorgezogen. Besser hätte es ihn dieser Hinsicht nicht laufen können!
Allgemein hat man sich sehr gut aufgehoben gefühlt. Bereits bei der Anreise hat man einen liebevoll vorbereiteten Umschlag erhalten, der eine Wegbeschreibung zum abendlichen Beisammensein enthielt, die Eintrittskarte zum Recital, einen Pinn mit seiner Startnummer und – viel wichtiger – seine Tuningräume. All dies hing auch nochmal vor der Haupthalle 1 aus, sodass jeder immer nachsehen konnte, wenn man mal etwas vergessen haben sollte.
Die einzelnen Events wurden ebenfalls nicht lieblos abgearbeitet, sondern von den jeweiligen Stewards kompetent moderiert und die Teilnehmer angekündigt. Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle Victor Besh, welcher mit seiner entzückenden walisischen Art themengerechte Erklärungen abgab, sodass das Zuhören – die Hallen waren stetig gut bis sehr gut gefüllt – ein regelrechter Genuss wurde.
 
Allgemeines (Verpflegung, Atmosphäre, Teilnehmer)
Am Wochenende waren Teilnehmer aus Deutschland, Dänemark, den Niederlanden und der Schweiz vertreten und es hat mich gefreut, ein so breites Feld zu sehen. Auch Trommler waren zahlreich vertreten (wer die Competitions der letzten Jahre Revue passieren lässt, weiß, warum ich das hier so erwähne). Hier scheint ein gebührender Dank an Christoph Finger zu gehen, wie ich gehört habe, der seine Werbe-Kräfte mobilisiert und viele Teilnehmer gewonnen hat. Es zeigt sich also: Die Trommler sind noch da, sie wollen nur genügend Plattform geboten bekommen – schön! Somit hatten wir alles vertreten: Neben den üblichen Solowettbewerben für Piper gab es ebenso zahlreiche für Drummer (Snare, Tenor UND Bass!) und auch Quintetts. Hier hoffe ich in Zukunft auf mehr Resonanz (Wo waren Odenwald, die sich in letzter Zeit unterfordert fühlen? Was war los mit den Hamburgern? …) Außerdem wurde eine Practise Chanter Competition wieder ins Leben gerufen (Ich meine allerdings, dass es solche schon einmal 2005 in Dortmund gab, also hier nicht zum ersten Mal… Kann mich aber auch irren…)! So konnte wirklich jeder, der wollte, teilnehmen und sein Können unter Beweis stellen.
Die gesamte Atmosphäre des Wochenendes war aus meiner Sicht familiär, locker und entspannt. Alle haben sich gut verstanden, es gab keinerlei Stress und Hektik und ich habe rundum in glückliche Gesichter sehen können. Das lag garantiert zum Teil daran, weil die Bremer uns so wohlwollend empfangen und umsorgt haben. Man musste sich einfach nur noch auf sich und sein Spielen konzentrieren und konnte alles andere „geschehen lassen“. Auch für das leibliche Wohl wurde mehr als nur gesorgt: Übermaßen an verschiedenen Speisen und Getränken standen gegen ein geringes Entgelt zur Verfügung, wobei man außerdem auch noch von einer Vielzahl von Küchenfeen bedient wurde. Auch die ganz Jüngsten halfen mit, denen man dann für ihre aufmerksame Bedienung gerne den einen oder anderen Euro an Trinkgeld gegeben hat.  Eine Cafeteria im Nebenraum bot gern angenommene Sitzplätze an, die zum Plausch und zur Entspannung einluden.
 
Preise/Preisverleihung/Ergebnisse
Generell können alle auf ein erfolgreiches Wochenende zurückblicken. Vielleicht hat nicht jeder den/die gewünschte/n Sieg/Platzierung erringen können, aber trotzdem habt ihr alle teilgenommen und euer bestes gegeben. Was wäre eine Competition ohne Konkurrenz? IHR seid die Competition! Ich habe mit mindestens zwei Leuten gesprochen, die zum 1. Mal in einem neuen Level angetreten sind, aber deswegen so aufgeregt waren, dass sie nicht zeigen konnten, was sie zu Hause wirklich in Vorbereitung geleistet haben. Trotzdem: herzlichen Glückwunsch dazu! Ein Wettbewerb ist immer ein Ausnahmezustand, in der mehrere Faktoren mitspielen, als nur dein bloßes Können. Einen besonderen Glückwunsch möchte ich an die Dresdner Pipe Band aussprechen, die sich in den letzten Jahren stetig verbessert und dies auch mit einem wohl verdienten 2. Platz im Quintett zeigen konnte. Crest of Gordon hat sich in gewohnt solider und gut gestimmter Weise präsentiert und konnte so diverse Heimsiege erringen. (Achtung! Bitte beachten: Bei den Quintetts gab es im Nachhinein einige Änderungen in den Ergebnissen! s. BAG-Webseite) Im Bereich des Solo Pipings hatten wir auch einige Newcomer, zu denen u.a. nicht nur der 8-jährige Danilo bei den Beginnern gehörte, sondern auch z.B. Kai-Michael Stern im Advanced Level oder auch Maggy Schmitz, die in letzter Zeit öfter mit Präsenz glänzt. Zum Glück, kann ich nur sagen, denn durch ihre Siege im H/J und MSR bekommen wir in der höheren Fraktion hoffentlich bald einmal Verstärkung, denn diese war mit 4 Teilnehmern doch recht dünn besetzt.
 
Recital/Aftershowparty
Durch eine richtige, kompetente und ausgezeichnete Wahl der Judges, gestaltete sich das abendliche Recital (Bei welchem übrigens endlich auch mal die Eintrittskarten kontrolliert worden sind – Wozu zahle ich sonst 5 € pro Nase, wenn es, wie bei manch vorigen Competitions, vergessen wird zu kontrollieren?) phänomenal. Etwas Vergleichbares habe ich in all den 15 Jahren, die ich nun schon regelmäßig Recitals besuche, noch nicht erlebt. Die erste Überraschung erlebten wir schon beim Einmarsch: Stuart Liddell an der Snaredrum! Und das nicht nur als unfähiger Mitläufer, sondern als fähiger Drummer, der sein Handwerkszeug verstehte. Generell war die Liedwahl aller Spieler auf ihr Publikum abgestimmt – echte Profis eben. Keiner von ihnen langweilte uns mit irgendwelchen Piobaireachds („Weil das eben dazu gehört…“), sondern es wurden nebst einfacher Märsche, mit denen sich auch ein Beginner identifizieren konnte, auch Knaller gespielt, wie z.B. Masons’s Apron. Stuart Liddell wusste es zu scherzen und auch mal die unantastbare Höhe der Bühne zu verlassen und sich unters Volk zu mischen. Den Höhepunkt bildete der gemeinsame Abschluss der Judges, in dem sie freudig und voller Spaß zu Scotland the Brave und Wings quer durch den ganzen Saal marschierten. Leute – ihr habt etwas verpasst! Aber keine Sorge: Auf unserer Homepage www.bagev.de werden nach und nach Videos davon zu sehen sein – danke Christoph Fischer!!
Hinterer ging es mit allen Leuten zum gemeinsamen Abendessen in 2 verschiedene Gaststätten (s.o.). Ich war mit den Judges und einigen anderen Teilnehmern im Paulaner’s. Nach einer Kräftigung hat auch hier der Spaß und das Musizieren kein Ende genommen. Ein Dank geht hier an die Angestellten des Paulaner’s, die uns so laut sein ließen, wie wir wollten. So konnten einige Spieler noch etwas zum Besten geben, bevor dann auch Rory und Stuart einige Sets ihrer Band Inverary vortrugen. Zum Schluss spielte Stuart Thunderstruck von ACDC und spätestens da hielt keiner mehr an sich und alle waren begeistert. Es war wirklich ein schöner und gemütlicher Abschluss, wo man sich dadurch, dass die Judges keinerlei Berührungsängste hatten und sich „unters Volk mischten“ auch nicht als Außenseiter, sondern sehr willkommen und wohl fühlte.
 
BAG
Zu guter Letzt möchte ich erwähnen, dass am Vorabend der Competition (Freitag, 21.1.) die BAG Hauptversammlung des Jahres 2016, die aus organisatorischen Gründen leicht ins neue Jahr verschoben wurde, stattfand. Es war, wie leider gewohnt, ein kleiner Kreis von 10 Teilnehmern, in den der Vorstand der BAG komplett neu gewählt wurde. Dieser setzt sich nun wie folgt zusammen: Thomas Schröder (Schriftführer), Sven Vollberg (Kassenwart), Gregor Link (2. Vorsitz), Anna Kummerlöw (1. Vorsitz). Ein Dank geht hier an den scheidenden Vorstand, der in den letzten Jahren so gute Arbeit geleistet hat. Ich habe die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und gleich zwei Mal eine kleine Rede vor den Teilnehmern gehalten: Die BAG möchte in Zukunft etwas mehr Präsenz zeigen und auch die eine oder andere Vision in die Tat umsetzen, um an Bremens Bemühungen anzuschließen und die deutsche Dudelsackszene wieder aktiver (prosper) zu gestalten und zu unterstützen. Neben den bereits bestehenden Veranstaltungen für euch, so wie dieses „Homecoming“ geht all dies natürlich nur MIT euch und deswegen an dieser Stelle ein kleiner Appell: Werdet Mitglied und unterstützt uns in unserer Arbeit für die Szene! Auch Ideen von eurer Seite oder Unterstützungen jeglicher Art werden gerne mit in unsere Überlegungen aufgenommen.
 
Fazit
Insgesamt kann ich nur sagen, dass dieses Wochenende ein voller Erfolg geworden ist und die Bremer durch die gesamte Organisation ihres „Homecomings“ über sich hinausgewachsen sind. Danke an alle und natürlich vor allem an Crest of Gordon für dieses unvergessliche Wochenende. Ein toller Start in eine neue, blühende Dudelsackzukunft auf der kontinentalen Ebene.
 
Pipes up!