The Never Ending Interview – 5. Bernd Mößle

Dies ist nun also das zweite Never Ending Interview, das ich führe. Da es doch einen gewissen Aufwand bedeutet, das Interview zu führen, aufzuschreiben, zu formatieren usw. habe ich mich diesmal auch versichert, dass ich die Staffel weitergeben können werde. Das Interview mit William Brown ist nun schon fast ein Jahr her. Mein Interviewpartner und ich haben es aus verschiedensten Gründen nicht geschafft, uns vorher zu treffen. Und dann gab es da noch verschiedenste Gründe, warum das BAG-Info seither auch nicht mehr erschienen ist. Am Sonntag, dem 09.03.08 sitze ich also am Rand der BAG Competition in Karlsruhe im Cafe mit Bernd Mößle. Bleibt noch anzumerken, dass Bernd am Abend des gleichen Tages noch die Peter Brinckmann Memorial Trophy für das Abschneiden als Overall Winner überreicht wurde. Bernd Mößle ist Pipe Major der Ehinger Pipes and Drums

Bernd: Ehingen Donau Pipe Band

Andy: Bernd hat soeben seinen Piobaireachd vollendet, nämlich was:

Lament for the Viscount of Dundee

Schönes, langes Stück.

Ja, ich bin auch noch ganz schön fertig.

Du bist jetzt wie alt?

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Und hast angefangen?

Mit 10

Jetzt ist ja Pipen nicht das Hobby, was man in ländlichen Gegenden von einem Jugendlichen erwartet, wie kam das?

Ich bin durch meinen Vater dazu gekommen, der irgendwie so ein paar Jahre zuvor angefangen hatte. Dann habe ich zum 10. Geburtstag einen Practice Chanter geschenkt bekommen und jetzt bin ich ja schon so lange dabei.

Und wie war das als 15-jähriger, wenn die anderen in der Disco hockten oder auf dem Fußballplatz rumrannten? Oder hast du das auch noch mitgenommen?

Die ersten 3 Jahre habe ich nur Practice Chanter gespielt, denn da war in dem Alter die Disziplin nicht da, jeden Tag zu üben . Fußball hat mich nicht interessiert

Verstehe ich gut.

Und Disco war auch nicht so mein Fall. Ich meine, als Schüler hat man auch noch mehr Zeit. Ich kam mittags heim, habe eine Stunde Chanter gespielt und abends eine halbe Stunde Pipe, außer wenn mittags Schule war. Und dann hat man ja noch Zeit genug, um mittags mit den Kumpels zu verbringen.

Was haben deine Schulkameraden so gesagt?

Na, ja, die meisten haben halt gelacht. Aber die wussten ja in der Regel auch nicht, um was es eigentlich geht. Und, na ja. …

Da muß man halt durch

Ja.

Was hat dich eigentlich bei uns, beim Lernen, welcher Lehrer, welcher Methode, Veranstaltung am meisten nach vorne gebracht?

Mein Vater natürlich, der hat mir sehr viel gezeigt. Und was es früher gab, heute so gut wie nicht mehr, waren solche Wochenendtreffen, bei uns z. B. der Vogelhof, in Bad Waldsee, in Saulgau. Die Bands haben sich Freitag abends getroffen, ein wenig geübt, Spaß gehabt, und das hat mir ziemlich viel gebracht. Am Vogelhof war Manfred Deger. Wir hatten da eine Competition und das Publikum war Jury. Und Manfred kam dann auf mich zu und sagte mir, ich solle mir einen Lehrer suchen, der mir noch mehr zeigen kann. Das Problem damals war, dass ich so gut wie am Ende der Welt wohne und keinen Führerschein hatte.

Also das Ende der Welt ist „Asselfingen”?

Nee, aber wenn man keinen Führerschein hat, kommt man von dort nicht weg. Da war ich dann auf meinen Vater angewiesen. Ich wäre ja gerne zu einem Lehrer gegangen. Manfred hat dann so lange meinen Vater bearbeitet, bis er bereit war, mich einmal im Monat zu Stefan Rau nach Augsburg zu fahren. Von dem habe ich dann die ganzen Grundlagen von Marches, Stathspeys, Reels, worauf man achten muss, die ganzen Punktierungen. Das hat mir sehr viel gebracht. Und dann natürlich die Sommerschulen in Breuberg. Die letzten zwei Jahre Schottland, am College und die Workshops, die es das Jahr über gibt. Was mir allerdings Probleme macht, ist dass man keinen konstanten Lehrer hat. Wenn man nur einen hat, hat der seinen Stil und den nimmt man dann über kurz oder lang ebenfalls auf. Wenn man aber ständig verschiedene Lehrer hat… Letzte Woche war ich am College und hatte drei verschiedene Lehrer und jeder sagte was anderes, z. T. sich genau Widersprechendes. Und dann sitzt man da, 2 Wochen vor der Competition und fragt sich: was soll ich jetzt machen? Teilweise hat mich das mehr irritiert, als dass es geholfen hätte.

Könnte der Vorteil davon nicht sein, dass man verschiedene Stile kennen lernt und dann entscheiden kann, welcher einem am besten gefällt?

Ja, es gibt Lehrer, die akzeptieren, was du spielst und geben dir Hinweise, was man anders machen könnte, andere aber akzeptieren andere Stile schlichtweg gar nicht. Man will es ja auch jedem Recht machen. Aber dann kommt zwei Wochen später der nächste und man fragt sich: was soll ich jetzt machen? So ging’s mir vor 3 Jahren. Du gehst immer hin und her und weißt nicht, wonach du dich richten kannst. Man hat ewig das Gefühl, es geht überhaupt nichts weiter, weil es immer hin und her geht. Aber seither habe ich es mir schon selbst überlegt. Ich höre mir verschiedene Leute an und überlege, was mir gefällt. So entwickelt man dann einen eigenen Stil. Das macht vermutlich jeder so.

Vor 14 Jahren kamen ja gerade die Kunststoff-Dronereeds auf. Hast Du noch mit Cane-Reeds angefangen?

Nein, angefangen habe ich mit diesen Shepherd-Reeds mit den weißen Zungen, die immer abgebrochen sind. Ich habe mal Cane probiert, bin aber damit nicht klar gekommen, weil ich auch keine Ahnung hatte. Ich will auch mal Sheepskin probieren, wie das mit der Feuchtigkeit funktioniert und wenn das klappt, probiere ich wieder Cane. Das Jahr über hat man ja immer seine Competitions, wo man nicht gerade so an seinem Set rumspielen will und Dinge ausprobiert. Und im Winter ist dann die KnockOut, da muss die Pipe auch eine halbe Stunde konstant laufen.

Du hast das Stichwort gegeben. Knock Out. Du hast letztes Jahr gewonnen, bist Public Champion 2007. Wie hast Du Dich darauf vorbereitet, wie lange spielst Du schon Knock Out?

Das war jetzt meine zweite. Manfred Deger hat mich schon 2005 gefragt. 4 Wochen vorher. Da habe ich natürlich abgelehnt. 2006 habe ich zum ersten Mal mitgespielt. Knock Out ist mit anderen Competitions nicht vergleichbar, denn man benötigt ein völlig anderes Repertoire, denn du musst ja die Leute unterhalten und nicht einen Judge beeindrucken. Und dann ist da die Länge. Die halbe Stunde am Stück, die du dein Instrument im Griff haben musst. Ich achte das ganze Jahr auf mögliche Stücke, damit ich damit keinen Stress mehr habe. Und stelle dann 4-8 Wochen vorher mein Programm für die erste Runde zusammen und dann übe ich jeden Tag. Das ist ziemlich viel Arbeit, denn ich komme heim und denke: du musst üben: Ich habe jeden Tag ca. 1,5 h gespielt. Immer einen Tag Pipe, einen Tag PC, beides an einem Tag schaffte ich nicht. Aber es bringt richtig viel. Man lernt sein Instrument kennen. Schaffe ich eine halbe Stunde, ohne dass Drones ausfallen oder der Chanter matschig wird? Du übst ziemlich viel, die Finger laufen besser. Auch wenn es manchmal nur kitchen piping ist. Aber es sind Fingerübungen. Teils war es ziemlich stressig, wobei ich mir den Stress selbst gemacht habe. Ich wollte eigentlich nur die erste Runde überstehen und kam dann überraschend ins Halbfinale. Gegen Andreas Hambsch bin ich dann im Finale ausgeschieden. Aber ich hatte mir ziemlichen Stress gemacht, was dann auch dazu geführt hat, dass das Spielerische auch nicht mehr besonders war. Vielleicht kennst du das, wenn man sich auf etwas so versteift. Und 2007 lief es dann besser.

Offensichtlich.

Mit der ersten Runde war ich nicht so zufrieden. Das Halbfinale war richtig geil. Und das Finale fand ich auch nicht so toll, aber es hat dann doch gereicht. Das Halbfinale war einer von den Tagen, an denen es richtig gut läuft. Es hat richtig Spaß gemacht, zu spielen.

Vielleicht ist gerade das das Geheimnis: wenn man mit dem Ziel spielt, Spaß zu haben, anstatt irgendetwas erreichen zu wollen.

Ja, manchmal ist es schon so. Es führt wohl eher zu einem Gewinn, wenn man das Ziel hat, Spaß zu haben, als sich auf einen 1 .Platz zu versteifen.

Was möchtest du als Solo-Pfeifer noch erreichen? Was hast du dir vorgenommen?

Ich habe vor, dass ich meine Leistung konstanter mache. Das ist mein Ziel. Ich kann immer mal einen guten Tag haben und da auch mal was gewinnen, aber wenn’s am nächsten Tag wieder nichts ist… Mein Ziel ist, dass ich immer, wenn ich die Pipe in die Hand nehme, die gleiche Qualität erzeugen kann. Ohne dass ich mir überlegen muss, habe ich jetzt einen guten oder einen schlechten Tag. Klar und übers Jahr die ganzen Competitions mitmachen. Mal sehen, vielleicht gehe ich auch nach Schottland, ans Piping Center, weil es ja da diesen Clasp gibt für die Amateurpfeifer. Das sind etwa die gleichen Anforderungen wie bei uns.

Deine Pipe ist ja etwas ganz Besonderes. Die Besonderheit ist nämlich: sag’s!

Dass ich sie selbst gemacht habe.

Du bist ja…

Schreiner.

Wo arbeitest du eigentlich genau?

Bernd: Ich habe meine Lehre in einem Betrieb in Langenau gemacht, direkt danach den Zivildienst, da ich dort weg wollte. Zivi war ich in einer Werkstatt für psychisch Kranke. Die waren normal, manchmal musste man halt etwas dreimal sagen. Und da war eine Schreinerwerkstatt. Dann war ich ziemlich lange auf Jobsuche. Die Zeit war schwierig. Die Lebenshilfe, die die Werkstatt betrieb, suchte einen Leiter, wollten mich nicht, da ich zu jung war. Dann ging der Leiter der Werkstatt, in der ich jetzt bin, zur Lebenshilfe, und ich konnte in der Schreinerei anfangen.

Willst Du noch den Meister machen?

Das lohnt sich überhaupt nicht. Man zahlt erstmal eine Menge Geld und braucht dann fast 20 Jahre eines Meistergehaltes, um das wieder reinzubekommen. Ich arbeite lieber geregelt, komme abends heim und kann noch Pipe spielen. Das ist mir ziemlich wichtig. Es hat sich irgendwie so eingeschlichen. Ich wohne noch bei meinen Eltern, wegen meiner Hobbies, Pipen und Drechseln. Da ist es einfach schwer, eine Wohnung zu finden.

Wo man einfach so seine Drehbank reinstellt.

Ja, genau. Für mich muss es einen Sinn habe, was ich mache. Und jetzt nur auszuziehen um auszuziehen erachte ich nicht als sinnvoll. Mal sehen, was sich in nächster Zeit ergibt. Vielleicht wird das mal der Fall sein.

Wenn die Biologie zuschlägt?

Kann sein.

Erzähle mal, wie du dazu kamst, selbst eine Pipe zu bauen. Hattest du da so was wie eine Bauanleitung oder hast du das völlig frei erfunden?

Es kam so dazu, dass mich Stefan Rau

.. .der Ältere

Ja, der aus Augsburg, der hatte mich zum ersten Mal auf eine Competition mitgenommen und als wir so zusammen saßen fragte er, was machst du so und ich sagte, ich hätte gerade meine Schreinerlehre angefangen, und er sagte, ja, dann kannst du deine Pipe ja selbst bauen. Und im dritten Lehrjahr sagte ich mir: warum eigentlich nicht. Dann habe ich mir das Holz besorgt, damals noch aus England, und das Kunstelfenbein und die Ferrules und das ganze habe ich damals aus Edelstahl gemacht, weil Silber läuft halt an und ich wollte nicht ständig putzen. Edelstahl ist pflegeleicht. Habe dann die Pipe, die ich damals gespielt habe ausgemessen, das war Gillanders and MacLeod, vielleicht nicht die brillanteste Vorlage, die man wählen kann, aber für den Anfang zum Ausprobieren in Ordnung. Habe sie auch zwei bis drei Jahre gespielt. Als ich dann meine zweite Pipe gebaut habe, wollte ich eine andere, bestimmte ausmessen. Der Besitzer war aber nicht so angetan von der Idee. Dann war damals der Piobaireachd Workshop in Weikersheim und Arthur Gillies erlaubte mir, die Pipe auszumessen, ich glaube das war 2003 im Februar. Habe sie dann auch ziemlich schnell gemacht, denn ich hätte gerne gehabt, dass Arthur sie noch hört auf der Sommerschule, aber er ist dann leider kurz vorher in dem Jahr gestorben. Seither spiele ich die Pipe.

Arthur hätte sich sicher sehr gefreut. Das ist also jetzt deine zweite Pipe, die du spielst.

Ja, die zweite. Ich habe dann noch eine dritte gemacht, für Marie, praktisch eine Kopie von Stefans Pipe, einer Henderson von 1930, und sie ist bis jetzt zufrieden, wie ich mit Stolz sagen kann.

Aber die Chanter hast du nicht selbst gemacht?

Nee, weil das Werkzeug, das man dafür braucht, ist richtig teuer und es gibt ja genug Hersteller, die gute Chanter bauen. Von den Pipes bin ich nicht immer überzeugt. Es gibt Hersteller, die produzieren halt für die Masse und man hört den Unterschied zwischen einer solchen, sicher auch guten Pipe, und einer richtig guten Solo-Pipe. Erstere sind gut für Band-Spieler, die sind günstig, zuverlässig. Aber da fehlt halt schon noch der letzte Schliff im Klang. Wenn man sich anschaut, was auch in Schottland — angeboten wird und angepriesen als weltbeste Qualität!! Und man sieht schon von außen, dass es nicht einmal gut verarbeitet ist.

Welche Pipes gefallen Dir persönlich am besten ?

Direkt kann ich das gar nicht sagen. Naill war mal ziemlich gut. Vor etwa 10 Jahren, aber die sind mittlerweile wohl auch mehr auf Masse aus. Zwei, drei Leute in der Band spielen Naill von damals. Die sind stabil, gut zu stimmen und haben einen guten Klang. Von den neueren bin ich nicht mehr so überzeugt. Was natürlich schön ist, sind die alten Pipes, vor allem die etwas tiefer gepitchten. Wobei natürlich auch nicht jede alte Pipe gut sein muss.

Ist es eine Möglichkeit, die du mal erwägt hättest, davon leben zu können, ich meine: hauptberuflich Pipes zu bauen?

Ja. Ich bin jetzt ein wenig am Aufbauen einer Werkstatt, wo ich Reparaturen anbieten kann oder auch mal auf Auftrag eine Pipe bauen kann, wenn jemand unbedingt will. Die sind dann nicht unbedingt billig, aber erstens ist es dann wirklich Qualität und mit den Reparaturen ist es so: wenn Dir jetzt was kaputt geht und Du schickst es nach Schottland, willst du es natürlich so schnell wie möglich zurück haben, und bekommst es dann vielleicht nach 5 bis 6 Monaten, zahllosen E-Mails und Telefonaten endlich wieder zurück, wie einem bei uns in der Band passiert. Irgendwann kam’s dann, und er musste eine horrende Summe dafür zahlen. Wenn man das vor Ort machen lassen kann, ist es schneller, günstiger ..

Da fällt mir doch ein, dass ich schon seit Jahren einen Riss im Topjoint meiner Bass Drone habe, da könnte man ja mal drüber reden.

Das ist komisch, dass du das jetzt sagst. Du bist nämlich schon der Dritte, der mich wegen eines Risses im Topjoint der Bass Drone anspricht. Komisch, dass es immer oben ist.

Und bisher war tatsächlich das der Grund: dass ich nicht wusste, wie lange es dauern würde, bis ich ein Ersatzstück bekomme. Aber jetzt sieht das ja anders aus. Wieviel Pipes müsstest du denn schätzungsweise pro Jahr herstellen, um davon leben zu können?

Ich habe mich noch nicht richtig rein vertieft, aber für eine Pipe brauche ich ca. 30 Stunden. Das heißt, pro Woche schafft man 1,5 bis 2 Pipes, wenn’s gut läuft. Also im Monat müssten es schon 6, 7, 8 sein. Aber das ist alles nur eine grobe Schätzung.

Das würde ja dann gerade passen, mit 2 Pipes pro Woche, aber du müsstest sie auch loswerden.

Das ist das Problem. Ich weiß ja nicht, wie lange der Markt noch anhält. Im Moment ist es noch ziemlich gut. Die Pipes gehen im Preis ziemlich rauf.

Wie wählst du denn das Holz aus?

Ich beziehe es jetzt direkt von einem Händler in Südafrika, der sich spezialisiert hat auf Hölzer für Musikinstrumente. Oboen, Fagotte, Klarinetten, Pipes. Und deren Auswahlverfahren, jedenfalls, wie sie es im Internet beschreiben, ist wirklich gut. Vom Fällen bis zur Selektion ist alles top und die Qualität ist wirklich gut.

Hast du mal versucht, aus anderen, einheimischen, Hölzern Pipes zu bauen?

Ich hab’s schon mal überlegt. Das Problem mit unseren Hölzern ist, sie sind nicht wirklich fäulnisbeständig und du weißt ja, wie es nach einiger Zeit in einer Pipe aussehen kann. Blackwood ist beständig, weil es ziemlich ölhaltig ist. Unsere Hölzer nehmen auch ziemlich schnell Feuchtigkeit auf und quellen. Wenn man dann stimmen will und das Ding hängt fest.. lch will es aber schon mal versuchen, überlege noch, welche Hölzer dafür in Frage kommen.

Woraus macht man denn üblicherweise Blockflöten? Die werden ja auch immer nass.

Buchs, Blackwood, Ebenholz

Blockflöten in schwarz?

Ja, das gibt’s. Was früher verwendet wurde, Cocoswood, allerdings ist diese Bezeichnung verwirrend, eigentlich muss man nach dem lateinischen Namen gehen, denn es gibt zig Sorten cocoswood. Das weiß keiner mehr, was tatsächlich genommen wurde. Das soll noch besser sein als Blackwood. Ich habe noch Holz für eine Pipe, Mopanie heißt das. Das soll so sein wie Blackwood, aber im Klang noch wärmer, und wenn ich mal das richtige Werkzeug habe, möchte ich’s mal probieren.

Und das Werkzeug bekommst Du aus Schottland?

Nein, ich will mir spezielles Werkzeug machen lassen, das richtig teuer ist, und ich weiß gerade nicht, wie ich mir das leisten kann. Ich will dann ein Werkzeug mit Wechselschneiden, Wendeplatten. Denn wenn man ein Werkzeug hat, das man nachschleifen muss, hat man immer etwas Verlust vom Durchmesser, dann passt das alles nicht mehr. Da das schnell stumpf wird, möchte ich dann einfach eine neue Wendeplatte einsetzen und habe wieder genau das gleiche Maß wie vorher.

Wenn man Pipes baugleich machen möchte, ist es dann nicht einfacher, das von einer CNC Maschine fräsen zu lassen? Einfach den Block einspannen, Daten eingeben und die Maschine macht lauter gleiche Pipes?

Bernd: Ja das geht, MacCallum macht das so. Nur das Combing machen sie von Hand. Bei der Außenform finde ich das gar nicht schlecht. Das spart Zeit. Aber die Bohrung selbst ist von Hand gemacht und sauber auspoliert einfach qualitativ hochwertiger, als wenn man mit der Maschine voll reinfährt, weil das Holz doch so seine Eigenschaften hat. Besonders Blackwood hat ziemlich viele Einschlüsse, die man von außen gar nicht sieht. Das sieht astrein aus, gerade Maserung, feinjährig. Dann dreht man es ab und plötzlich kommt doch ein Ast raus oder ein Pore. Deshalb ist es auch so teuer, weil man einen Haufen Verschnitt hat. Ich glaube 50% werden weggeworfen.

Hast Du auch schon Practice Chanter hergestellt? Das müsste doch einfacher sein, da sie nur eine zylindrische Bohrung haben.

Nein. Das Problem beim PC ist, die Bohrung auf die Länge gerade durchzukriegen. Die hat ja nur einen geringen Durchmesser. Nur 4-5 mm. Bei der Pipe habe ich einen speziellen Bohrer daheim, der heißt Kanonenbohrer, druckluftgekühlt, d. h. die Luft wird durch den Bohrer durchgepresst, kühlt die Spitze und transportiert gleich das Material mit raus. D. h. man kann in einem Stück durchfahren. So ein Ding ist relativ teuer und ich weiß gar nicht, ob es das in dem geringen Durchmesser überhaupt gibt.

Wie werden die in Schottland gemacht? Die müssen es ja auch irgendwie hinkriegen.

Wir waren mal bei Kintail in der Werkstatt. Die hatten Drechselbänke dort wie anno dazumal. Die Kanonenbohrer kann man auch selbst herstellen, die halten dann halt nicht so lange, weil sie nicht so hart sind und die hatten einen Bohrer, 30-40 cm. Das hat ausgesehen wie ein dünner Draht. Eine Spitze vorne drauf und das war’s. Ich meine, das Ding war nicht einmal gerade. Und damit bohren die die Dinger, aber es scheint zu funktionieren. Da habe ich mich auch gewundert.

Zu einem weiteren Thema: Du bist ja nicht nur ein erfolgreicher Solist, sondern eben auch Pipe Major einer Band. Seit wann hast du die Band übernommen?

Das ist eine gute Frage. 2005 oder 2004.

Das war kein so klar definierter Übergang?

Das war mehr fließend. Ian, unser damaliger Pipe Major, hatte private Schwierigkeiten und war nicht mehr so oft da. Und wenn in der Band keine führende Person da ist, geht es über kurz oder lang mit der ganzen Band bergab. Da macht jeder was er will und es wird nicht mehr geprobt. Ich habe den längsten Anfahrtsweg zur Probe, fast eine Stunde. Und wenn man eine Stunde hinfährt und eine zurück und das letztlich für nichts, dann regt mich das auf. Irgendwann haben sie dann gesagt, ich soll’s doch übergangsweise machen, bis Ian seine Probleme gelöst hat. Ja, und dann ist Ian ja gestorben, etwa ein Jahr später. Und so bin ich dann da reingerutscht.

Unabhängig von irgendwelchen Wertungen: was machst du anders? Oder anders gefragt: worauf legst du besonderen Wert?

Gut, in der Übergangszeit wusste ich ja selbst nicht, was ich machen soll. Ian hatte damals schon etwas resigniert, weil mit den Leuten nichts vorwärts ging. Viele haben geschäftlich viel zu tun und kommen wenig zum Üben. Klar, Geschäft geht vor, man lebt davon. Ich lege viel Wert auf Disziplin. Wenn wir spielen, wenn wir Musik machen, soll das immer gleich sein. Egal, ob wir proben, einen Auftritt vor 3000 oder vor 2 Leuten haben. Es soll konstant sein. Auch das ganze Drumherum mit Pipes Up, Pipes Down und so. Das gehört dazu. Das ist Voraussetzung, dass man überhaupt arbeiten kann. Wenn man an dem noch rumarbeiten muss, was willst du da machen, wenn einer seine Pipe noch nicht im Griff hat? Was will man da mit Technik machen, vom Spielerischen her? Im Moment läuft es ziemlich gut. Das Problem ist halt, dass wir keine Trommler haben.

So hat jede Band halt ihr Problem, wir haben keine Pfeifer.

…ja so ziemlich gar keine.

Nutzen wir doch diese Gelegenheit, um mal ordentlich Werbung zu machen: Kommt doch nach Stuttgart, dann habt Ihr ordentliche Trommler und…

Da sag ich jetzt nichts dazu.

Woran merkt Deine Band, worauf du Wert legst?

Woran? Ich sage einfach, was ich Sch. ..e find. Und ich werde da ziemlich deutlich. Dann lasse ich auch mal die Sau raus. Da sagst du was zweimal, du sagst es dreimal aber irgendwann….Wir hatten früher Proben, da haben wir jedes Mal wieder bei Null angefangen und irgendwann kotzt dich das an. Das gibt’s doch nicht, irgendwann muss es doch da oben drin sein, oder? Und dann platzt mir der Kragen und dann sage ich es halt. Und dann funktionierts meistens auch.

Passiert es dann nicht, dass der eine oder andere sagt, ich lasse mich doch nicht von dem Mößle da anmachen, dann halt nicht. …?

Das weiß ich nicht. Ich bekomme da nichts mit. Sie versuchen schon umzusetzen, was ich sage. Natürlich kann man nicht alles umsetzen, das weiß jeder, aber sie versuchen es schon.

Und wie viele seid ihr jetzt?

Wie gesagt: fast keine Drummer.

Was heißt fast?

Der Bassdrummer beschwerte sich, dass keine Snares kommen. Da hat er natürlich auch Recht, aber wenn alle so denken, wird das nie was. Die SideDrummerin bildet jetzt gerade zwei Junge aus. Die sind noch sehr jung.

Also eine Side, eine Bass?

Ja, und das auch so mal ja mal nein

Und Pfeifer?

Pfeifer sind wir bei den Proben durchschnittlich 10, die wirklich bei jeder Probe dabei sind. Da kann man wirklich arbeiten. Wir haben jetzt unsere ganzen Standards, Green Hills, When the battle is over und das ganze Zeugs vollständig überarbeitet, die ganzen Fehler rausgenommen, die groben jedenfalls. Wenn sie permanent kommen, kann man das natürlich machen. Wenn einer kommt und dann vier Wochen später wieder, dann fängt man wieder von vorne an. Aber das kennst du ja auch.

Jau. Du hattest sicher selbst schon einige Schüler gehabt?

Ja, mittlerweile schon. Früher war es wenig, da ich relativ weit von der Band weg wohne und bei uns in der Umgebung ist da nicht viel.

Spielen die noch alle?

Bei Gott nicht. Die, die noch in der Band spielen. Die vorher, 3, 4, 5, die haben alle aufgehört nach einer Weile. haben sich einfach nicht mehr blicken lassen.

Was glaubst du woran das liegt, oder anders: Welche Eigenschaften muss deiner Meinung nach jemand mitbringen, um Pipe zu lernen?

Es kommt darauf an, was du daraus machen willst. Das ist wie Geige oder Klavier, d. h. man kann es nebenher machen, so klimpern, oder man hat das Ziel, tolle Musik zu machen. Das kommt auf die Einstellung an. Wenn ich unterrichte, erwarte ich, dass derjenige mehr daraus machen will, da ich meine Zeit nicht damit verschwenden will, jemanden zu unterrichten, der nicht das Ziel hat, gute Musik zu machen. Es kamen ja auch schon welche mit dem Ziel, nach einem halben Jahr Amazing Grace auf einem Geburtstag zu spielen, mehr wollten die nicht. Hatten einen Pakistani für 200 Mark, von dem man erst mal eine Staublunge bekommt. Das lehne ich dann auch dankend ab. Wenn jemand will, unterrichte ich auch gerne. Wobei es auch welche gibt, die wollen und können aber nicht. Aber was sagt man dann zu denen. Der Wille ist da, aber es geht nichts vorwärts. Es gibt da wohl zwei verschiedene Arten von Menschen. Dass man jemanden findet, der kann und will sind höchstens drei aus zehn. In der Band haben wir da ziemlich Glück. Wir haben 4 junge Pfeifer im Alter zwischen 17 und 20.

Und dann noch ein paar so Alte wie Dich?

Nicht, dass ich schon alt wäre, aber das merkt man doch. Die wollen auch. Die hören sich auch Competitions, CDs usw. an und erkennen einfach, was machbar ist auf dem Instrument. Und die wollen dann auch.

Gab es in den 14 Jahren auch Zeiten, in denen du dein Spielen unterbrochen hattest, oder sozusagen auf Reserve gefahren bist, z. B. nur noch auf Band-Proben?

Nein, das gab es nie. Es gab wohl Zeiten, in denen ich mich gefragt hatte, wozu machst du das. Du könntest jetzt auch mit den anderen am Baggersee liegen und dann steht man halt doch mit der Band irgendwo. Klar, das macht auch Spaß, aber die Momente gibt es, in denen man sich die Frage stellt, ob sich das alles lohnt. Aber es gibt halt auch die Momente, in denen alles super läuft und dafür lohnt es sich dann doch. Also Pausen habe ich nie gemacht. Vor 3-4 Jahren hatte ich so eine Phase, in der ich nicht mehr so konzentriert war. Ich hatte wohl gespielt, aber nicht darauf geachtet, was ich spiele. Das hat man dann auch gemerkt. Das habe ich wirklich büßen müssen. Es hat 3-4 Jahre gebraucht, bis ich das wieder hochgefahren habe, was ich schon mal gekonnt hatte.

War das vielleicht gerade in der Zeit des Umbruchs, als auch Ian seine Probleme hatte?

Ja, auch. Damals war es eine wirklich tolle Zeit mit der Band. Die Band ist eher familiär. Man macht sehr viel gemeinsam. Ich mag das auch. Klar, während der Proben muss die Disziplin da sein, danach ist mir auch egal, was wir machen. Und damals hatten wir eine gute Zeit. Als dann die Probleme bei Ian aufkamen, gab es ziemliche Reibereien. Ich habe dann auch gesagt: Ich fahre zwei bis zweieinhalb Stunden für die Probe, zweimal die Woche und dann kommen nur Streitereien raus. Das waren keine Proben mehr, nur Rumgesitze. Ich wollte Musik machen. Und für mich ist das ein Unterschied, ob man „nur” Pipe spielt, oder Musik macht. Ich finde, es ist ziemlich schwierig, auf dem Instrument Musik zu machen. Das war damals sicher auch das Problem, dass mir auch der Zug gefehlt hat. Aber darüber bin ich weg. Ich habe sogar noch einen Schritt nach vorne getan.

Ihr probt zweimal die Woche?

Ja, Mittwoch und Samstag. Ob es was bringt, weiß ich nicht. Früher sicher nicht, da war es oft, wie gesagt, nur rumsitzen, aber mittlerweile läuft es ganz gut. Es gibt heute auch mal Proben, die nicht so laufen, wo man nur PC spielt, oder nur redet, aber das ist in Ordnung, wenn die nächsten Proben dann wieder gut laufen. Ein Ausrutscher dazwischen macht kein Problem. Wichtig ist, dass es nicht einreißt, dass die Leute nicht das Gefühl haben, sie gehen zum Stammtisch.

Du weißt, dass mit dem Interview die Verpflichtung einhergeht, jemand weiteres zu interviewen. Hast du dir schon überlegt, wer das sein könnte? Keine Namen, versteht sich.

Ich habe mir schon Gedanken gemacht. Es wird wohl wieder jemand werden, der schon wesentlich länger in der Szene ist, als ich. Der die Sache noch von früher kennt. Die Schwierigkeiten, die es so in den Anfängen der BAG gab. Das habe ich alles ja gar nicht mitbekommen.

Die Gnade der späten Geburt, sozusagen.

So kann man es auch sehen.

 

Aus dem Schwäbischen von Andy Fluck

 

The Never Ending Interview – 4. William G. Brown

Nachdem Mike Dahlmanns mich interviewt hatte, wußte ich sofort, wen ich interviewen wollte: William Gifford Brown, ein Schotte, der seit langer Zeit in Stuttgart lebt und jeden, der ihn je spielen hörte, fasziniert hat. Persönlich war ich neben der stets perfekt gestimmten Pipe (er war einer der wenigen, von denen ich jemals auf einem Naill-Chanter ein schönes, sauberes Piobaireachd – High G gehört habe) immer von seinen gefühlvoll interpretierten Piobaireachds und seinen krachenden Strathspeys begeistert.

Einer der wesentlichen Gründe, warum ich ihn interviewen wollte, ist, daß er Informationen aus Tagen hat, die wir bestenfalls aus „Retro-Serien” der Piping-Times kennen. Ende Januar war es soweit und ich war drei Stunden bei William. Das Interview war auf Englisch und aus Gründen möglicher Verfälschungen durch Übersetzung habe ich es auch dabei belassen.

Williams treuester Fan, seine Frau Christine, war ebenfalls dabei. Ihre Beiträge habe ich gerne im Interview belassen — sie scheint neben einer außerordentlich begabten Malerin auch ein Talent für Interviews zu besitzen.

Entgegen der üblichen Vorgehensweise, daß der Interviewte sich bereit erklären muß, das nächste Interview zu führen, sagte William mir nur unter der Voraussetzung zu, daß er dies nicht tun müsse.

Das war es wert! (Um die Kette dennoch nicht abreißen zu lassen, werde ich noch ein weiteres Interview führen).

Andy: When did you start playing the Pipes and how old were you then?

William: I started in September 1945 with my brother, he was 8 and I just turned 11, we lived in Kinross and the next Pipe band was located in Kelty, 5 miles away. My mother fixed me up with the band, the Pipe Major was Andrew Cowan who later became my step-father. My brother was also very good but gave up after 2-3 years to play in the Kelty brass band. My first teacher was therefore Andrew Cowan.

That is already the answer to another question: Did you ever play in any Pipe band?

Well, I played in various bands. As long as Andrew was PM I played in Kelty Pipe Band. You know what happens in Pipe bands: there is always intrigue of some description. During the war, only the mining communities and the police service etc. had Pipe bands because all the Pipers were off fighting in the war. When they started discharging the soldiers from the army in 48 and 49 the army Pipers retumed to civilian life and started out playing in the Pipe bands again and often thought things should be done differently etc. When Andrew gave up the Pipe Band in 51 I went to play With Kinross (Who started a Pipe Band after the war) for two years. I returned to play With Kelty who had progressed to grade 2 until I joined the army in September 1955.

And you entered the army as a Piper?

No. When I was 16, my first Pibroch teacher was RSM Rob Roy of the Black Watch Regiment. He was the famous piper of Tobruk and when he was stationed in Kirkcaldy, Fife, he taught me for about 9 month until he moved to another location. He however had arranged, unknown to me, that when I was called up for national service, I was to serve in the Black Watch Pipe Band as a piper. However, I didn’t want to go to the Black Watch because I could not see a future for me in piping. I wanted to get on in a profession therefore I signed on for 3 years in the Army. By doing so I was able to choose my Regiment and since I had served a five year apprenticeship as a Motor Mechanic, I chose a Regiment where I could follow my profession and continue my studies. So I joined the R.E.M.E.(Royal Electrical and Mechanical Engineers) and was sent to southern England. The Training Battalion however had started up a pipe band and I was kept there for about 6 month playing the pipes. Regularly, I complained bitterly about this. A passing out parade was held every two weeks when the 6 weeks training period was completed. A visiting high ranking staff officer always came to take the salute and in the evening, I had to play in the officer’s mess and was always invited to the visiting officer’s table for a drink and a chat. Eventually, one of the staff officers who came to take the passing out parade, Lt.Col. Griffith I think, took an interest in me and he asked me what I was doing there since I was a fully trained Motor Mechanic, I informed him that I had been chosen to be transferred to the Army Research Establishment (FVRDE) in Chertsey, Surrey but this had been stopped by the Training Battalion because they wanted me to play in their Pipe Band. He was very sympathetic, told me that this was a waste of my abilities and had me transferred within 3 or 4 days to my original posting at the FVRDE. During my 6 months with the band, the band was sent to the Scots Guards Piping School at Pirbright, where I met Curly Roe, one of the Roe brothers. They started off as boy soldiers and Curly became PM of the Scots Guards. I was told that during a crossing on a ship, the pipers in the band had been drinking a little (pipers have always liked to drink too much, a thing I have never really liked about the piping scene) and an officer reprimanded one of his pipers. Curly stood up for his pipers and was demoted for striking an officer. He lost his position as Pipe Major and was transferred to take charge of the Scots Guards Piping School at Pirbright… You will not find him on the list of Pipe Majors, his brother John was promoted to Curly’s old position as Pipe Major. Curly was a very good teacher and was a real nice person, as straight as a die. Our Band was there for 2 weeks. I got along very well with Curly and took a few lessons on MSR playing.

Later on, when I was posted in the FVRDE, I went to see Curly in the weekends just for practice and advice. I was very busy at work but I was there long enough to compete Nov 1956 at the London Scottish Competition and in the audience must have been Angus MacDonald. He told me, when I was playing in Ludwigshafen in 1992, that as a boy soldier, he remembered hearing me playing at the London Scottish “l got a Kiss of the Kings Hand”. I was 22 at that time. I used to come home to compete at the local Fife competition which I liked to win.

Christine: He is not exaggerating here, Bill likes to win.

I think I gave up piping in 1957 after winning the Fife Open Solo Piping Championship for the third year in succession. I was trying to study, was busy with my motorbike and I loved to go ballroom dancing etc. But in August 1958 1 had finished my period of army service during which time I had completed my final studies as a Motor Mechanic I have always been very ambitious wanting to get on and now wanted to be more than just a Motor Mechanic. I had tried with no success to find a firm to sponsor me by sending me to university but times were hard. So when I left the army I went to the “Arbeitsamt” and explained what I wanted. They were very good and sent me to a government sponsored course to be trained as a Draughtsman. I spent 9 months training in Glasgow in 1959 during which time I played as a guest piper with Renfrew Pipe Band (now called Power of Scotland): they were grade 1 pipe band with a PM called Jimmy Healy who was a real master at setting up bagpipes. That was a good start. But after that there was no work in Scotland so I had to go to Luton, England in Oct. 1959 for employment.

What surprised me: you did not want to play the pipes when you entered the army?

There is always a story behind those things. I could never afford to get around all the games, so I just played at the local games, such as Alva, Crook of Devon, Markinch, Cupar, etc. travelling by bus. I went around with Andrew, my stepfather and first teacher. The only big competitions I sometimes competed at were Cowal in solo piping or to Glasgow because this is the real centre of solo piping. When I went there were always many army pipers such as Donald MacLeod, Donald MacLean of Lewis and best of all Mickey MacKay. You know, when these people left the army, they had very little to show for a lifetime of service to piping. Big Donald MacLean had a job as a manager in Lawrie’s as shop manager and Mickey Mackay became a bank messenger: I thought this was terrible; it never occurred to me that these people might be happy doing this. I have always been a bit of a socialist thinker. No way was I going to make a career in piping. different today. You can make a good career in piping. If I had joined the army as a piper I would have wasted two years of my life. My main interest was my career and piping was only a hobby which I enjoyed. I went to England in October 1959 and that was the last time I played the pipes seriously until I started again in 1988. Christine did not know I was playing the pipes when I met her.

I think you told me later.

England had just beaten Scotland 9:1 at Wembley when we met.

A national disaster?

It was. I was so disgusted, I thought I would get my revenge by taking one of their girls, so I went dancing and whom did I meet on the dance floor? Christine! We decided very quickly to get married. But then her parents did not want her to marry a Scotsman.

Well, in those days it was not common to live together. We waited nine months before marrying just to please my parents. The first time I heard him play was when he took me to Scotland for Hogmanay (Silvester), it was a cultural shock, it really was. I had never been north of London. You have to remember that travelling was not the same as it is today. There were no motorways in Britain. We went by train. First of all Scotland was very poor in comparison to London and England. I could not believe my eyes. Secondly, I could not understand anyone, they all spoke Scottish. But other than our wedding it was the most fantastic celebration I have ever been to and the most natural.

What happens is just before midnight, you start going to other houses to celebrate. There was no TV, everybody had their own entertainment. And they all ended up in our house. All the pipers used to come in and everybody played a tune or sang or danced.

Christine, what did you?

I stood in a corner, terrified. You think I am joking? Literally terrified. I could not do a thing.

So the fact that he was playing the pipes did not affect your decision to marry him.

I do not know if it did or not. I knew he played the pipes.

In England I did not have my pipes with me, I was living in flats.

You started to play sometimes after Sheenagh was born, when we lived in our own bungalow. You started to play for your own interest more than anything else and because you had not been playing for a long time you were rather impatient with yourself.

We wanted to join the Caledonian Society and there I played at the Bums Supper, St. Andrews Night, and Hogmanay. But in the meantime I did not really play.

One time you competed and we drove up from Wimborne, Dorset where we lived with two young children to stay with friends.

Yes, I competed once at Harpenden. I did not really play the pipes in the real meaning of the word; I only kept them warm so to speak. Then after Britain joined the common market I decided I’d like to work abroad and I wanted to go to America, do you remember Christine? You nearly freaked out so I decided to try Germany. I had taken evening classes for German lessons for 2 years and I was hopeless.

He was told by his teacher after 2 years that he would never be able to speak German.

Great teacher. Then you said to yourself “l will show him”?

Yes, I had to give 6 months notice as I was chief engineer in an American company, so I gave in my notice and then started off to write to some German companies and to “Arbeitsamt” in all the large German towns. And they said, sorry, if you want to work in Germany you have to be fluent in German. I then started to write to international companies and I got some interview dates, but they said you have to make your own way to Germany. Then I received an invitation from the daughter firm of a French company located in London. They offered me a good job in London but I told them that I only wanted to work abroad. They said they would send my details to their headquarters in Paris to see if they were interested. In the meantime, I had planned a trip by bus, starting I think in Düsseldorf, because this is where most of the work was in my line. Dortmund and down to Köln, Stuttgart was on the list and Munich. And then, just a couple of weeks before I would have set out on my bus trip, I received a telegram from a company in Stuttgart who were a daughter company of the French company in Paris. They said that they just received a contract to be done in English and they’d be very interested in my services. If I flew out, they’d pay my expenses, so I did, and they offered me the job. The salary they offered was rather low so I contacted the VDE for their advice. They advised me, since my German was not very good that I should take it as a starting point. So I did. After having accepted the job, the end customer decided that the contract had to be done in German and not English as originally planned. That was a bit of a shock and obviously the people in the company were rather upset that they brought in somebody from England to do the job who did not speak German.

He walked around with the contract and a dictionary under his arm.

I remember the sweat pouring down my forehead. The customer’s engineers spoke a little English so we managed.

And all this time he was far too busy to play the pipes. Once we left Britain you did not play at all.

When did you come over to Germany?

In June 1973 I did play once at Sheenagh’s school for the children. Sheenagh had told everyone that her Dad could play the pipes. I did not really start playing until 1988. That’s when I bought my Naill bagpipes.

Why did you start again?

I did very well in the company. I was promoted to chief engineer and eventually became Technischer Leiter and Prokurist and wanted to go further, but as you probably know, if you want to get on, you have to be salesman or controller. Engineers are too valuable to promote. So I then started my own Ingenieurbüro. Of course, I had no time to play the pipes, it was often a struggle and we nearly went bankrupt a couple of times but somehow always managed to survive. But we both enjoyed the challenge. In the 80’s during the oil crisis in the Middle East, we had to get rid of our staff and start using CAD to cut our overheads down.

I was about 50 when he told me, I’d have to work on a computer, and again, I was terrified. I had no technical drawing training at all. discussed it with a friend and she said: no you can’t do that, you’re too old. Bill’s answer was that we had no choice, either you leam or we will not survive. So we went on a 3 day CAD-course and I loved the work.

In 1988 I was 54 years old. You reach a stage usually in the 50s when you realize that life is running down. I felt a little restless and Christine suggested that I started to play the pipes again.

He had never been a person who was ever down. I said why don’t you take your bagpipes out. I knew he had been good as a teenager, but I did not realize how hard he would work on it.

Bagpipe playing is hard work.

Hours and hours.

I sent a letter to Seamus MacNeill to ask which pipe was suitable for playing indoors, and he recommended Naill which I then bought through the college of piping. The first time I competed again was at the first BAG Autumn competition in 1989. I played in Ludwigshafen and then in January in Copenhagen in 1990. I met Andrew Wright who had judged the competition and he kindly gave me Pibroch lessons for a couple of years. I did well and I was very happy. In 1992 1 went to Scotland to compete at the games. I then realized something was not quite right because when I walked round the boards, I felt very unsteady. I enjoyed playing but I did not do as well as I had hoped to. In 1993 to 95, I competed only in Germany but then stopped for health reasons. Actually I stopped playing completely as I was a bit disappointed. Then I started again in 2000 and I found I had some trouble with my blowing. I thought there was something wrong with my mouth muscles so I went to see a doctor and after 6 month it had not improved so I went to see him again, asking if I could get any training. He did not encourage me. He said there is nothing wrong with my muscles but there might be a motorization problem. He said: I think you have Parkinson’s. I was quite happy as I did not know what Parkinson’s was. I went home and told Christine and she was shocked.

He came home saying: It’s all right, I have Parkinson’s, and I sat there thinking he obviously has no idea what that is.

I went back to Scotland to compete in 2002 and 2003. I was not playing as well as I used to but I enjoyed myself. Now that I knew what my problem was made it easier to accept. We enjoyed the life, moving around, meeting people. It’s a sort of a social event. 2003 was the last time I went to Scotland to compete.

The weather in Scotland. We are not up to it any more. In 2002 at Tobermory, the weather was so bad, that they held the piping competition in the beer tent. There was a super atmosphere because only people were there who really wanted to play and listen. The athletes started and ended their runs in a tent. Later on the spectators in the rear of the tent held down the poles of the tent. We had horizontal rain.

In the MSR competition Christine was not able to get in, it was such a small tent. The piper hardly had room to be able to blow up his pipe without striking the tent roof with his drones.

Not much marching, I guess?

No marching, but we had a super atmosphere. That day Angus came up to me, very sensitive person Angus, and he said “coming back is not easy”. That’s all he had to say but it expressed the situation perfectly.

Yes he is. And that’s a very special thing to do, too, to play in competition?

William: I don’t like to listen to competitions unless I play in it or judge it. In any case I am up there playing with them. Its not you’re trying to demonstrate how good you are it’s just the thrill in it. Especially when your pipe’s in tune. But you get a lot of good pipers like Curly Roe, or Rob Roy, my first piobaireachd teacher, they were super pipers but they never played in competition. They said they didn’t have the nerves.

Who taught you to play Pibroch and how did you find your teacher?

I received my first pibroch lessons from Rob Roy when I was 16 and my first pibroch was “The Glen is mine”. Rob Roy was unfortunately posted out of the area after 9 months and I was without a teacher. In Fife they did not play pibroch. It was a strong piping community in MSR but no pibroch. So my mother decided to write to a distant relative of hers, P/M Robert Reid. Robert Reid’s mother was my grandmother’s cousin or second cousin. He wrote back saying that if I contacted him at the Cowal games, he would listen to me play, which I did. He recommended that I took lessons with an old pupil of his, Willie Bryson, who made Sinclair pipes in Edinburgh and so I started to go to Willie every week. It took 2 ½ hours to get to his place from where I lived and I went to him every Saturday afternoon. I was 18 then. Having said that, especially in pibroch you don’t learn a tune and that’s it. You go through a tune, you leam the next tune and then go back to the first tune, analyse it and try and improve the expression etc time and time again. I went back to Willie to play the tunes I had learned on the pipes, that was my lesson. Willie was a wonderful person and teacher as well as being a superb piper. I went to Willie Bryson every week although it was a long way (One can get to Edinburgh now in 20 minutes). I went to Willie for three years until I joined the army. I went to see him whilst on leave once or twice, but the contact lapsed because I no longer played. Willie died very suddenly. He caught a bad cold, then pneumonia and died. He had a beautiful set of pipes, old Henderson’s. I remember asking Walter Cowan from Annan who was also being taught by Willie what happened to Willie Bryson’s pipes. He said: no one knows, they just disappeared. Willie was also a very good composer.

What are the major differences in the piping world from today?

When I joined the piping world there were very strong pipe band players, also solo players in Fife but only MSR, no pibroch. The heart of piping was located in Glasgow; this is where all the pibroch players lived. I didn’t realize there were also some pibroch players in Edinburgh, but Edinburgh was also far away.

And the standard of piping?

Overall, it has gone up tremendously because it’s now taught in the schools: as Andrew Wright says, it has become a folks sport in Scotland, You now have plastic reeds, synthetic bags and these sorts of things that make it much easier to obtain and maintain a good bagpipe sound. But when I think back and listen to old records of Shotts and Dykehead, Red Hackle, Muirheads etc. you hear the sound and the low pitch, it was thrilling. I like the bands today, such as the Field Marshal Montgomery, the sound is terrific, the harmonics are very good, but on the whole I liked the quality of playing they used to have in the mining pipe bands in the late 40s and early 50’s. I remember the first World Pipe Band Championship in 1948. Bowhill Colliery won and Shotts and Dykehead were second. It was in Meadowfield Park, Edinburgh. Glasgow Police boycotted this competition because they contended that Cowal Highland Games should be recognised as the World Pipe Band Championship. The tone you got from the bagpipes then was solid, powerful. They used to play very strong pipes. Even the pipes I used to play were much stronger than I do today. My Stepfather used to blow in my reeds for me and for my stepbrother Kenneth who was also a very good player. The standard of playing has increased but what I call the great players such as Greg Wilson or Willie MacCallum, lovely players, – but they don’t arouse me in the same manner as the playing of Big Donald MacLean of Lewis, Donald MacLeod, Mickey MacKay or John Garroway. There used to be a lot of good pibroch players in the Glasgow Police Pipe Band. When you listened to them — (that’s how I judge a good performance) – my hair stood on end. It did not when I was listening to Donald McPherson or Robert Hardie, but did so when I heard Donald MacLeod or John Garroway play. And this is still so today. When I heard Murray Henderson play — I never heard him when he was competing but my mother used to send me tapes – and when I heard them, my hair stood on end. Who else? Jimmy MacIntosh, his playing made my hair stand on end. The excitement, the thrill there is in that playing. Have you ever heard Donald Macleod’s pipes? They ring! There was a ring in those pipes. Donald McPherson’s pipes were smooth, they didn’t ring, clinical. But when you heard Donald Macleod’s bagpipes, they were like bells. And Donald MacLean of Lewis really affected me. Also at the London Scottish in the 90s I heard Angus MacDonald playing “Lament for the Children”. OK he did not win that day, but the sound of his bagpipe made my hair stand on end.

Has the tone of the bagpipes changed?

Yes, the tone of the bagpipes had changed during my time out of the piping scene

And this did not suit you?

Oh no, I like the higher pitch — but it is coming down again. But I cannot say any of the modern pipers impressed me as Jimmy Yardley did. There are some lovely players like Greg Wilson and Murray Henderson playing pibroch but the middle years are missing from my piping experience. I stopped playing when I was 25. I started Waying again when I was 55 and there is a gap during which there were superb players such as Andrew Wright, Murray Henderson and Jimmy Young.

Did any of your children ever show any interest in picking up the pipes?

My daughter quite enjoys listening to bagpipes.

She’s very Scottish with red hair.

She never tried, but she was very keen that I played. Andrew played well, I started him off on the chanter and I remember walking up and down here in our front room.

You did. Andrew was playing fairly well but he found, he could not walk and play at the same time. He is rather laid back. He definitely does not have the competitive streak.

I may be fairly hard…

Andrew moved on to play the guitar which he plays only for himself, you, Bill, are a perfectionist!

Well if someone does not do what I want him to do, I’d tell him.

But you would not have played the music you did if you were not a perfectionist. And your stepfather Andrew was a perfectionist. And he was tough!!

When he was teaching me, if I played a wrong note he used to hit me on the fingers with his chanter and when I played on the pipes he would hit me on the arm if I made a mistake.

Which were the pipers that impressed you most?

The piper that made the biggest impression on me, ever, was a man called Jimmy Yardley, he emigrated later to America. During the war he played in the Black Watch together with Charlie Williamson. He took over Kelty Pipe Band as PIM in 1952. He took them from grade 3 to grade 2. The band made fantastic performances in those days winning the Worlds 2nd grade and gaining I think third in the grade. He asked me to come back to Kelty and play with him, I was in Kinross Pipe Band at that time. He was the best solo piper I have ever heard in my life, especially in MSR: Before and after band practice he would stand in the corner playing for himself and it was pure music. The only thing he would compete in was in Fife Open Championships and as long as he was playing I could never gain place. Fantastic player and a nice person. And he used to play jigs composed by Charlie Williamson. There were a lot of good pipers in Fife. Walter Drysdale, Jimmy Yardley etc. I never heard anybody playing the Abercaimey Highlanders,Cameronian Rant and John Morrison as Jimmy could. He would never go to play in Glasgow, he was a normal working man and could not afford it. Good MSR players in my time were lain McPherson (Donald McPherson’s brother), Donald MacLeod, a super player and John Garroway were very good, but I still preferred Jimmy. He would just stand there, leaning at his drones and it was pure music, just flowing out like honey. Other pipers that impressed me then in playing pibroch were: PIM Mickey MacKay, PIM Donald MacLeod, Donald MacLean and John Garroway. I knew Arthur Gillies as a boy. I also remember John, Duncan and lain MacFadyen as being good pibroch players.

Coming back to your playing, what were your favourite tunes?

After competitions, especially when you have won, the pipe bands used to march down the streets. And I always remember we had a little tune “Farewell my highland soldier’. You don’t hear pipe bands playing these sorts of traditional tunes today. The tunes I enjoyed playing as a young man were: Pibrochs- “In Praise of Marion” “Desperate Battle”. The first tune I got from Willie Bryson was “Glengarry’s Lament’, and then I went on to “l got a kiss of the king’s hand” which is basically the same melody. The first time I went to Weikersheim to Arthur Gillies’s class, he gave us “Glengarry’s Lament’ with the high-A variation which makes it a lovely tune. The “Bells of Perth” I played a lot. The sound you could get from it sounded just like bells. I also played the “Desperate Battle” often. Marches: “Parkers farewell to Perthshire”, “Duchess of Edinburgh”, “Captain Carswell”, Strathspeys: “Cameronian Rant”, “Pipers Bonnet” (is still my favourite Strathspey), “Lady Louden”, “Bogan Logan” which later on changed to “Atholl Cummers”. Reels “Cecilia Ross”, “Malcolm Johnson”, “John Morrison of Assynt House”. Jig playing has changed a lot. They used to play jigs clipped, pointed and fast. And this Jimmy Yardley played. When I started playing again Andrew Wright once said: you know you are playing your jigs very old fashioned. They don’t play it like that any more. I myself feel that this is the type of bad influence which a pipe band has on solo playing. Another good example of bad influence from pipe band playing is the way they have changed the grace notes in the MSR because the band players cannot always play them cleanly and so they just leave them out. However, in the end you are also playing to compete and win if possible. I don’t mind losing in a competition if someone plays better then me, that’s fine. Just as long as it is fair. Nothing unfair has happened to me since I started playing again but it happened quite a lot in the old days. It was very cliquish. If you were not in one of the cliques, you would not be in the prize list. You had to accept it as it was and join one of the cliques but that went against my nature and sense of fair play.

How did you get along with the Germans?

Very well right from the first moment. I flew into Stuttgart on a beautiful sunny day. I remember taking the bus from the airport down the Weinsteige into Stuttgart and thinking: What a beautiful city. I tried to speak German but they only spoke Schwäbisch, I couldn’t understand a word, but I loved it.

It took me some time. But we loved it.

It was like coming home, somehow.

Bill has never had any bother with the mentality, I had. We feel that perhaps we were destined to settle down in Stuttgart because of what a German neighbour told Bill. We did not know he was German. His name was Eric and when he heard that Bill was going to Germany he told him that he had been born in Germany and all about a beautiful city in a valley called Stuttgart. No one we knew in Britain had ever heard of Stuttgart. Then later, Bill received the offer to fly out for an interview! Well, then we started to think that fate had taken a hand in things and we were meant to come here.

Ich danke William und Christine für die Zeit, die sie Sich für das Interview genommen haben und die wundervollen Einblicke in ein bewegtes Pfeifer-Leben.

Andy Fluck

 

 

The Never Ending Interview – 3. Dr. Andy Fluck

Interview_3_AF_1Am 14. Januar 06 war ich endlich auf dem Weg nach Karlsruhe, leicht verzögert durch persönliche und terminliche Schwierigkeiten und schon leise von der BAG-Info-Redaktion angemahnt. Als der von Peter Bergschmidt interviewte hatte ich Andy Fluck ausgewählt, als einen Mann der mittleren Generation in der Pfeiferwelt, stark integriert in der Szene, eben auf der Höhe der Zeit. Andy hat meiner Bitte um ein Interview im letzten Jahr in Schotten gerne stattgegeben.

Ich kenne Andy seit den späten achtziger Jahren, als die damals noch unter Munich City Pipe Band firmierende Truppe regelmäßig in Karlsruhe zum Trachtenfest eingeladen war. In seinem schmucken Haus im ehemaligen Amerikanerviertel von Karlsruhe angekommen, entwickelte sich bei einer sehr guten Tasse Kaffe gleich ein intensives Gespräch. Schnell stellte man fest, dass der Stoff unendlich ist. Interview führen ist ja nun nicht meine tägliche Arbeit und mir wurde klar, welch aufwändige und gute Arbeit meine Vorgänger Martin Kessler und Peter Bergschmidt geleistet haben. Mir war es wichtig, nach den vergangenen Interviews eher in der Gegenwart zu bleiben und die Jugend unserer Szene nicht zu sehr mit den alten Geschichten zu konfrontieren.

So wollen wir es denn angehen.

Andy, wo stehst Du zur Zeit als Pfeifer?
Ich bin derzeit P/M der Stuttgart University Pipe Band (SUPB), die sich aus den Vorläufern SUPB und Badelonian Pipe Band, Karlsruhe, zusammensetzt. Dabei werde ich so hervorragend von unserem Pipe Sergeant Stefan Schmidt unterstützt, dass ich mich voll darauf konzentrieren kann, meine musikalischen Vorstellungen in der Band umzusetzen.

Als Band-Competitor, BAG Open Pipe Band Competition in Schotten.


Welchen Stellenwert haben Competitions für Dich?
Competitions dienen der Niveausteigerung und bieten die Möglichkeit, den Trainingserfolg bewerten zu lassen. In Deutschland sehe ich dabei die Gefahr, der Illusion zu erliegen, das Erreichen einer lokalen Qualitätsstufe wäre schon mit einem absoluten Niveau gleichzusetzen. Oder anders gesagt: In Schottland weht noch mal ein ganz anderer Wind.

 

Kann man die Musik bei uns in Reinform erreichen?

Als Moderator und Organisator. BAG Competition in Karlsruhe.

Das ist die Frage des Maßstabs, den man anlegt. Ein Bierzelt voller Seliger gibt einem schnell den Eindruck von Göttlichkeit. Aber wie gesagt: In Schottland weht ein ganz anderer Wind. Auch unsere besten Bands würden von fast jeder schottischen Schulband in Grund und Boden gespielt werden. Deshalb bin ich auch ein leidenschaftlicher Gegner eines deutschen Grading-Systems. Dies würde nur zu weiterer Verblendung der Art: „Hey, wir sind upgegradet worden, also sind wir gut“ führen. Bei einer Major Competition würde das immer noch nicht viel mehr bedeuten als:. „früher waren wir im letzten Drittel, jetzt sind wir im Mittelfeld“. Es gibt ein Grading-System und das sollte für alle gleich sein, damit man eben den gleichen Maßstab an alle anlegt.

Was hatte das Konzert in Frankfurt für einen Einfluß?

Es hat auch Nicht-Insidern die Möglichkeit gegeben, festzustellen, dass es sich bei den Pipes um ein vollwertiges und ernst zu nehmendes Musikinstrument handelt. Natürlich leidet der Ruf der Pipes etwas am Straßenmusiker-Image. Ebenso wie Blockflöten am Weihnachtsbaum-Image leiden. Nur wenige Menschen haben bisher mal ein gutes Blockflötenkonzert gehört. Und nur wenige Menschen haben bisher ein gutes Pipe-Konzert gehört. Diese Möglichkeit haben die Clan Pipers ihnen gegeben.

Wie wichtig und authentisch siehst Du den Trachtenhintergrund?
Ich bin mir darüber im Klaren, dass es sich nicht um unsere eigene Kultur handelt. Vielmehr bewegen wir uns zwischen einer kopierten und einer nachempfundenen Kultur. Die Kopie ist zwangsweise immer schlechter als das Original. Beim Nachempfinden wird man sich dessen bewusst, dass diese Kultur eben nicht nur aus Dudelsackmusik, sondern auch aus deren gesamten Kontext besteht. Die Tracht spielt hier eine wichtige Rolle.
Große Ähnlichkeiten sehe ich übrigens zwischen der (unterstellten) schottischen und der deutschen Mentalität, insbesondere im Hinblick auf Disziplin und Selbstdisziplin. Letzteres scheint mir leider immer stärker verloren zu gehen.

Trophäenträger I. BAG Competition in Karlsruhe.


Du schreibst die Editorials im BAG-Info. Wie kam es dazu?

Ich bin schon lange ein Hintergrund-Täter in der BAG. D. h. dass ich, wo ich konnte, deren Arbeit unterstützt habe, so wie ich immer den Eindruck hatte von ihr unterstützt zu werden. Dazu braucht es keinen Titel oder Vorstandsposten. Die Idee, ein Editorial ins Info aufzunehmen, stammte von Klaus Linhart, der Vorstand bat mich, es zu tun und jetzt schreibe ich.

Woher nimmst Du die Themen dafür?

Ich versuche natürlich immer, auf aktuelle Vorgänge einzugehen. Ansonsten handelt es sich dabei um meine persönlichen Gedanken zu diesen Themen. Die will ich mehr als Diskussionsanstoß denn als Wahrheit verstanden wissen. Meistens beziehe ich darin auch nicht eindeutig Position, sondern versuche eine Fragestellung von verschiedenen Seiten zu beleuchten.

Wie siehst Du Breuberg?
Ich denke, es ist die beste und inspirierendste Möglichkeit, in Deutschland Pipes zu lernen. Problematisch ist, dass für einen Teil der Schüler der gesellschaftliche Anlaß Breuberg wichtiger zu sein scheint als der musikalische Anlaß Breuberg. Auf der anderen Seite ist es natürlich schön zu sehen, wie eine Veranstaltung, die Peter Brinckmann mal mit sieben Schülern begonnen hatte, zu heutigen Dimensionen angewachsen ist. Auch der Umstand, dass die unteren Kursstufen mittlerweile von Lehrern aus den eigenen Reihen mit Erfolg unterrichtet werden, zeigt, wie viel sich in der Zwischenzeit getan hat.

Inzwischen kommt ein köstliches Abendessen auf den Tisch.
Unterdessen fällt mir immer wieder auf, dass Andy mit seinem Jüngsten ständig fließend italienisch spricht. Der kleine antwortet zwar beharrlich auf deutsch, aber genau auf die Fragen, die Andy stellt, wie er mir versichert. Das führt mich zur nächsten Frage:

Trophäenträger II. Arthur Gillies Memorial in Weikersheim.


Woher kommst Du?
Geboren bin ich 1965 in Italien, da meine Mutter, selbst Italienerin, ihr erstes Kind unbedingt in ihrem Heimatort zur Welt bringen wollte. Ich würde mich als deutschen Europäer bezeichnen. Aufgewachsen bin ich in Karlsruhe mit kurzen Aufenthaltsperioden in Italien.

Wann und wie bist Du zu der Musik gekommen?
Angefangen hat es mit Kinderliedern und Blockflöte. Danach wollte ich Klavier und musste Geige spielen, was für alle Beteiligten eher unerfreulich war. Nach vier Jahren Geige begann ich mit der Gitarre als Autodidakt. Gesungen habe ich immer, zur Gitarre, im Schulchor, zwei Jahre in einer Funk-Band, später in einem Kantatenchor. Schon mit 15 Jahren erzählte ich jedem, der es hören wollte oder auch nicht, dass ich mal Dudelsack spielen werde, was ich dann mit 21 Jahren nach einer Begegnung mit der Badelonian Pipe Band in Karlsruhe auch tat.
Woher ich die Idee hatte, weiß ich nicht so genau. Jedenfalls hatte ich auf dem Rückweg von der Schule, die acht Kilometer von meinem Wohnort entfernt lag, gerade im Spätsommer immer das Bild vor Augen, wie toll es doch wäre, wenn da einer im Feld stünde und Dudelsack spielen würde. Als ich das Instrument dann endlich aus 1 m Entfernung live hörte, war mir klar: das ist genau das, was ich schon immer spielen wollte.
Zwei Monate nach dieser Begegnung bekam ich meine erste Pfeife, vier Monate später war ich zum ersten Mal auf einer BAG Sommerschule, damals noch in Rüsselsheim, sechs Monate später habe ich die Leitung der Band übernommen.

Andys Markenzeichen in der damaligen Zeit war ein langer dünner Haarzopf. Darauf angesprochen zieht er das im Endstadium immerhin 57 cm lange Stück aus einem Döschen heraus. Den Mandarin-Fingernagel, an dem man ihn damals auch erkennen konnte, hat er allerdings nicht aufbewahrt.

 

Piobaireachd Competition in Weikersheim.

Wieviele Trophies wohl schon durch seine Hände gegangen sind?

Wohin gehst Du?
Ein Freund von mir hat es mal so formuliert: “Eigentlich ist es eine Schande, dass unsereins nach all den Jahren immer noch realistische Chancen auf eine Platzierung bei der BAG-Competition hat.“ Solange ich kann, werde ich diese Chance auch zu nutzen versuchen, aber ich hoffe, dass die Zeit der heutigen Potenzialträger bald anbrechen wird. Ich habe da eine junge Frau aus Norddeutschland, sowie zwei junge Männer aus Baden bzw. Württemberg im Kopf, und ich kenne ja nur wenige persönlich. Bis dahin werde ich jedem, der daran interessiert ist, die Erfahrungen, die ich gemacht habe, als Unterstützung weitergeben. In meiner Band kann und will ich noch lange unterstützend tätig sein. Ich wünsche mir aber, dass irgendwann jemand – den ich nach Möglichkeit sogar selbst herangezogen habe – berechtigterweise Anspruch auf meine Position erhebt. Dann werde ich mich auf eine entspannte Bandspieler-Position zurückziehen. Da muß man nur seine Stücke geübt und seine Pipe in Schuß gehalten haben, dann ist es gut.

Der promovierte Chemiker Dr. Andy Fluck lebt mit seiner Frau Ute, ebenfalls promovierte Chemikerin, und seinen beiden Söhnen Calvin und Claudius in Karlsruhe.

Andy, ich danke Dir für das Interview.

Stuttgart University Pipe Band – und wo isser?

 

 

 

 

 

(veröffentlich in der BAG-Info Januar 2006)

The Never Ending Interview – 2. Mike Dahlmanns

Mike, Deine Zusage zu diesem Interview hier ist für mich schon eine große Freude. Dass Du Anja und mich hier im neuen Heim in Frankfurt am Anfang von 2005 besuchst, ehrt uns beide sehr. Anja hat von mir schon einige interessante Dinge über Dich gehört. Sag´ bitte einiges über Dein Leben!

Ich bin 1944 in Mönchengladbach

Vorne Mike. Hinter ihm der Verfasser. Games Anzing.

geboren. Dort habe ich Konditor gelernt zwischen 1958 und 1961.

Mönchengladbach habe ich 1966 verlassen, um bis ich bis 1970, auch beruflich, in der Schweiz. Seit 1970 lebe ich nun in München. Hier habe ich 1972 meinen Konditormeister gemacht und als Konditormeister bis heute auch hier gearbeitet.

In Deinem Beruf ein Hobby betreiben war wohl nie ganz einfach. Geschweige denn eine Band zu gründen und dann auch noch mithelfen zu leiten (die Munich City Pipes and Drums)!
Natürlich waren es in erster Linie die Arbeitszeiten, welche die Sache erschwerten. Dazu kam noch eine relativ große Bandbreite meiner anderen Freizeitaktivitäten für viele Jahre meines Lebens.Deine Energie habe ich schon immer bewundert. Wenn auch nicht viele das auf sich nehmen können oder wollen, für das, was Du geleistet hast, muß man Dir großen Respekt zollen. Es war und ist noch ein wichtiger Beitrag für die sozialen Dinge, die wir alle dringend brauchen.
In München hast Du Deine Familie gegründet?
Ja, ich habe geheiratet. Zwei Jungs sind geboren. Später ist meine Frau nach langer Krankheit gestorben.Das war ein harter Schlag. Ich habe damals von diesem traurigen Schicksal gehört. Zum Hauptgrund dieses Interviews nun. Piping! Wann war Dein Anfang auf den Pipes?
Der war 1976. Aber ich muß etwas ausholen in dieser Sache: Fasziniert war ich schon als Junge von den Pipes and Drums. Es war in den 50er Jahren, als ich im Borussen Stadion in Mönchengladbach auf einem Natomusikfestival eine Pipeband sah und hörte. Später, 1974, hat ein alter Kumpel von mir mir eine Pakistani Pipe geliehen.

Aber mit diesem Ding klappte es nicht so richtig?
Genau! Aber aufgegeben habe ich mein Ziel, Pipes zu lernen, nicht. 1976 fand ich in München ein Übungsbuch für die Pipes. Mit diesem Tutor in der Hand ging ich über den Marienplatz und lief geradewegs dem Gerrit Raith in die Arme, der dort Pipes spielte.

Den Gerrit habe ich selbst kennengelernt. War er ab dann Dein Lehrer?
Ja, Gerrit gab mir und vier anderen Unterricht. Unsere Gruppe gründete dann die „Munich Civilian Pipe Band“. Der Gerrit ist heute (2005) 55 Jahre. Sein Piping fing in Irland an. Er war dort 1969 mit dem Motorrad und blieb ½ Jahr. Kaufte bei Waltons in Dublin einen Set und bekam bei John Lacey (der schenkte ihm später seine Pipes) Pipe Lessons. Zwischen 1969 und 1979 ist Gerrit immer wieder nach Irland gefahren. Gerrit ist handwerklich begabt. Er hat damals für unsere Gruppe Practice Chanters gebaut. Das Holz war aus alten Werkzeugkisten. Die „Blowtops“ waren pakistanimade. Kostengünstig und ausreichend für unseren Bedarf und relativ rasch zu bekommen und besser als die Paki-practice chanters.

Abgesehen von den Pakistanipipes oben erwähnt, wann hast Du Pipes made in Scotland bekommen?
Meinen ersten Set kaufte ich während eines Urlaubs 1977 in Schottland bei George Kilgour in Edinburgh. Zwischen dem Kilgour Set und dem Paki Set lagen Welten. Leider werden hier immer noch schlechte Instrumente (die Pakistanis können natürlich auch bessere bauen) aus Pakistan an Laien verkauft.

Mike, Du und ich, wir haben uns vor Urzeiten in München zum erstenmal getroffen. Wir, die Clan Pipers, spielten auf einem Job für die IGA, die Internationale Gartenausstellung im Jahr 1983.
Unser erster Treff war in Eurem Quartier zum Einspielen, im Lochhamer Pfarrheim. Die Frau des dortigen Pfarrers war Schottin. Der Pfarrer ging 2003 in Rente. Durch seine Frau haben die „Munich Caledonians“ eine schottische Tanzgruppe, jedes Jahr in dem Pfarrheim ein „Candlelight Service“ gemacht. Für die habe ich dabei auf den Pipes gespielt. Wir beide haben uns später dann immer wieder auf etlichen Veranstaltungen getroffen.

Wochenendkurs bei den Clan Pipers (1986) in Frankfurt. Die Lehrer: Wilson Young (D), Bob McCroskie (P), Jack Chrichton (P) und Bob Shepherd (P). Mike ist der dritte von links. Gerrit der vierte hinter ihm. Dieter steht genau vor der Bass Drum.

Bevor Du mit den Pipes angefangen hast, hast Du da schon andere Musik gemacht?
In Mönchengladbach war ich in einer Skiffle-Gruppe. Dort spielte ich Waschbrett, lernte bei einem Trompeter vom Stadttheater Trompete und spielte die auch in unserer Gruppe. Wir nannten uns dann Monks Town Jazz Society. Fünf Mann: 2 Trompeten, 1 Klarinette, 1 Banjo und von Zeit zu Zeit ein Baß. Nix großartiges, aber mit viel Enthusiasmus. Neben andere Auftritten spielten wir auch einmal auf einem Rheindampfer. Nach meiner Lehre (1961) ging jeder seiner Wege und ich in den Gladbach Rheydter Reiterverein, in dem ich dann einen Jagdhornbläserchor gründete. Diese Aktivität betrieb ich noch bis ca. 1984 in München. Einer meiner Gags war, das Horn im vollem Galopp zu blasen. Einmal mußte ein Zahn dran glauben: bei der Erdinger 750-Jahrfeier hat mein Pferd gescheut als ich grade den Schwedenrückzug einblies. Parallel dazu spielte ich schon Pipes. Damit habe ich nach den Reitstunden die Leute genervt und mehr noch die Pferde.

Nun frage ich Dich aus über Deine sportliche Seite. Etwas hast Du oben darüber schon erwähnt. Sport berührte ja auch stark die schottischen Ereignisse, welche Du gefördert hast.
Schulsport = 0. Aber in der Lehre traf ich einen guten Kollegen. Durch ihn habe ich Leichtathletik gemacht und bin gelaufen ohne Ende. Ein Fahrrad von der mir vorgestellten Güte konnte ich mir damals nicht leisten. 1961 habe ich das Reiten begonnen und machte das 25 Jahre. 15 Jahre davon war ich Reitlehrer und gab Kurse im Basisbereich. Seit 1978 bin ich mit dem Rennrad gefahren und habe 1982 den bayrischen Vierkampf bestritten. Das heißt, 100 km Radfahren, 30 km Langlauf, 10 km Laufen und 1,5 km Schwimmen. Das Langlaufen war extra im Winter. Mann war ich gut!

Links Mike

Links Mike

Das kann man wohl sagen Mike. Aber wann wurde der Sport schottisch?
Anfang der 80er Jahre begann ich mit den Disziplinien Tossing the Caber, Putting the Stone und Weight over the Bar. Damit habe ich schöne Erfolge auf den Games gehabt.

Natürlich hält der Sport einen vom Piping ab. Du hast ihn aber trotzdem betrieben neben der Musik und das ist schon eine große Leistung, denn wer macht schon beides, zum Beispiel auf den Games. Zweimal habe ich Games von Euch besucht. Das erste Mal 1985 mit einigen anderen Clan Pipers und das zweite Mal alleine. Meine Erinnerung darüber liegt etwas im Nebel. Ich glaube es gab dort auch Alkohol. Eines habe ich aber behalten. Es war dort wunderschön und Eure Gastfreundschaft war großartig. Betreibst Du immer noch Sport?
1995 mußte ich mich einen Schulteroperation unterziehen – die Schleimbeutel hatten mit dem Baumstammwerfen den Geist aufgegeben. 1999 dann ein schwerer Radsturz mit zerlegter Schulter again und damit auch das Ende mit dem Kraftsport. Bis auf ein wenig Gewichteln mache ich nach meiner Herz-OP im Jahr 2004 nur noch Radfahren – ja und die Pipes und das hoffe ich, noch lange.

 Wieviele Holzchanters hat Mike wohl mit seinen Fingern zerquetscht nach so einem Sport?  Wieviele Holzchanters hat Mike wohl mit seinen Fingern zerquetscht nach so einem Sport?
Wieviele Holzchanters hat Mike wohl mit seinen Fingern zerquetscht nach so einem Sport?

Das hoffen wir alle für Dich. Jetzt bitte einiges mehr über den Werdegang „Deiner“ Band.
Von der Munich Civilian Pipe Band habe ich mich mit einigen Leuten 1986 gelöst. Unter der Leitung von Dieter Mangels bildeten wir die „Munich City Pipe Band“. Später kamen Leute aus Augsburg dazu. Unter anderem auch Andy Hildenbrand. 1989 war es nötig, einen anderen Bandnamen zu finden: „Claymore Pipes and Drums“. Mit dem Andy begann eine neue Phase in der Band. Die Musik wurde sehr ernst genommen. Der Andy wurde dann PM und ist es noch heute. Er und Stefan Rau an der Seite als PS bilden ein gutes musical Leader Team. Dieter Mangels aber (ein netter ruhiger Mann), auch ein Pfeifer der ersten Stunde, unterstützt heute noch die Claymore P + D.

Links Mike, rechts Dieter Mangels.

Links Mike, rechts Dieter Mangels.

Nenne mir hier einige Unternehmungen und Ereignisse, welche Du und Deine Band erlebt haben.
Wir organisierten schon Ende der 70er Jahre Games. Weitere fanden von 1983 bis 1985 in einem Finsinger Privatgarten statt, und von 1986 bis 1988 auf dem Bolzplatz in Anzing. Ihr, die Clan Pipers und die Hamburger, habt uns dort besucht. Nach Hamburg sind wir dann auch auf die Games und den Contest gefahren. 1986 nahmen einige von uns an einem Wochenendkurs für P + D bei Euch in Frankfurt teil; und wie erwähnt besuchen Leute von uns Breubergkurse. An Contests nahmen wir zum erstenmal 1995 in Peine teil. Dann 1999 in Walwijk (NL). Machern wird von uns besucht und wir waren auch wieder in Peine 2004 und 2005. Alle Contests in Schotten haben wir ebenso mitgemacht. Mit einigen Leuten von uns war ich auf dem großen Schützenfestumzug in Hannover, zusammen mit anderen Vertretern verschiedener deutscher Pipe Bands. Meine Band hat auch die P + D in Karlsruhe und Stuttgart besucht für Kontakte und Erfahrungsaustausch. Natürlich spielen wir auch auf diversen Jobs vom Solisten bis zur Bandstärke.

2. v. l. Mike und 3. v. l. Andy Hildenbrand.

2. v. l. Mike und 3. v. l. Andy Hildenbrand.

Alleine hatte ich in Schottland mein erstes Erlebnis mit Martin Keßler. Es war in den 80ern auf den Worlds im Bella Houston Park in Glasgow. Am Verkaufsstand vom Piob Mhor (Mr. Ruthven Milne) stand ein Junge neben mir und wollte eine Pipe kaufen. Diesen jungen Mann habe ich dabei beraten. Daß er sich dann zum besten Pfeifer hier im Lande und erfolgreichen Solocontestspieler in Schottland entwickelte, ist eine tolle Sache. Natürlich haben Martin und ich auch heute freundschaftliche Kontakte. Im Jahr 2002 war ich auch in Schottland. Dort habe ich auf Staffa (Hebriden) in der „Fingals Cave“ gespielt. Für andere wohl nichts Besonderes, aber mich berührte diese Situation sehr stark.

Wie sind Deine Kontakte zur BAG? Du weißt, nur die BAG darf dieses Interview in ihrer Zeitschrift veröffentlichen. Ich habe schon mit Karola Brinckmann darüber gesprochen. Meine Wahl, Dich zu interviewen, findet sie gut.
Meine Beziehung zur BAG wurde leider durch frühe negative Erfahrung mit Peter Brinckmann getrübt. Dagegen hatte ich viele gute Erfahrungen mit Euch Clan Pipers, den Karlsruhern und anderen gemacht. Ihr habt uns unterstützt und z.B. unsere Feste mit Eurer Anwesenheit bereichert. Das wären aber jetzt die unendlichen Geschichten. Meine (unsere) Begegnungen mit Dir und Deinem Umfeld waren nachhaltig (siehe heute).

Vielen Dank für dieses schöne Kompliment. Es war und ist ja immer mit allen Bekannten ein Geben und Nehmen.
Klar, und ungetrübt durch erste Begegnungen mit dem Peter Brinckmann habe ich trotzdem unseren Nachwuchs nach Breuberg geschickt. Die Sache, die dort aufgebaut wurde sucht Vergleichbares. Meinen Frieden mit Peter Brinckmann habe ich vor 3 Jahren gemacht. Hier in München haben wir die KO-Kompetitions ausgerichtet und der Peter hat toll gespielt. Er war ein großer Musiker und soll auf einer Wolke sitzen und für uns alle die Pipes spielen.

Das wird er, und er wird sich auch freuen, daß das, was er aufgebaut hat Früchte trägt.

In dem ich mit Dir von Dir berichte, beleuchte ich eine Situation von einem Piper und Haudegen der ersten Stunde in diesem Lande. Eine Situation, die sich heutige P + D kaum vorstellen können. Früher standen Leute wie Du natürlich vor größeren Schwierigkeiten. Damals gab es eben nicht an jeder Straßenecke eine Band und spielte. Die Zahl der P + D stieg mächtig an. Aber damals! Wie schwer war es damals, genügend Leute zu bekommen. Besonders Trommler waren immer sehr gefragt.
Ich erinnere mich jetzt, als ich in Schottland im Urlaub extra einen Dachgepäckträger gekauft habe, und für Eure ersten Snaredrum-Spielerinnen Ati und Renate ihre Snares von Glasgow nach Frankfurt gefahren habe. (Von hier ging es mit Bahn weiter nach München). Mit den beiden hatte ich 1985 einen Sommerkurs der RSPBA in Glasgow besucht.

Mike

Mike


In einem Brief an mich hast Du Martin Keßler erwähnt und, dessen „schöne menschliche Anschauung“, daß die „alten Kämpen“ nicht vergessen sein sollen. Die „alten Kämpen“, und Du bist ein großer davon, werden mit Sicherheit nicht vergessen sein. Dinge mit gewissem Abstand zu betrachten, wenn die alten Finger nicht besser werden, heißt doch, einen größeren Überblick auf das Wesentliche zu bekommen. Du selbst sorgst ja auch dafür, daß alte Kontakte nicht abbrechen. Die Karte und die 30-Jahre alte Maltwhiskyflasche von Dir und Deiner Band an unsere Band (die Clan Pipers) anläßlich unserer 30-Jahrfeier in Neu Isenburg bei Frankfurt am 13. November 2004, zeigten dies auch.

Übrigens hat der Malt uns hervorragend geschmeckt, und hier ein Danke nochmals von den Clan Pipers dafür. Ein Danke auch von mir dafür, daß ich dieses Interview mit Dir machen durfte. Leider sind meine schriftstellerischen Fähigkeiten sehr begrenzt. Doch ich hoffe daß das, was ich über Dich ausdrücken wollte, verstanden wird. Ich wünsche Dir Gesundheit und Freude mit der Musik bei den Claymore P+D. Euch allen auch Erfolg für die Zukunft. Willst Du noch´n Tee?

Nach unserem letzten Treff auf dem P.B.-Contest in Schotten am 18.06.05, bekam ich von Mike noch einen Brief. Hier als Schluß des Interviews ein Auszug daraus:
[…] Was soll ich da noch d’rauf packen (auf das Interview) – soviel ist sicher – wenn man da irgendwann so eine Sache anpackt (eine Band zu betreiben) denkt man nicht daran, daß man das ’mal in 30 Jahren zu dokumentieren hat – du denkst auch nicht daran, daß du das mal von der jetzigen Warte betrachten sollst. Du willst das einfach, machst, packst es an, und wenn du Glück hast, dann triffst’e die richtigen Leute – so wie Dich und wenn es dein Naturell zulässt, dann läßt man auch nichts aus – und es gedeiht. Wenn ich heute sowas wie am Samstag erlebe (Contest Schotten 18.06.05), dann denke ich – siehst’e, da hab ich auch d’ran mitgearbeitet. Und das ist schön – längst ist ja alles zum Selbstläufer geworden – aber wir haben angeschoben. Heute machen andere Leute viel und die einzelnen Zellen reifen und wachsen – auch Dank Breuberg – man muß jetzt ganz schön kämpfen, um einen Blumentopf zu gewinnen – aber wir haben ja Nachwuchs und es macht mir auch Freude, dem ein bißchen in die Schuhe zu helfen. […]

Claymore Pipes + Drums 2002. Mike 6. v l.

Claymore Pipes + Drums 2002. Mike 6. v l.

(veröffentlicht in der BAG Info Dezember 2005)

The Never Ending Interview – 1. Peter Bergschmidt

Microsoft Word - InterviewExtended.docMartin Keßler befragt Peter Bergschmidt

Peter Bergschmidt gehört in der heutigen Dudelsackszene zu den weniger präsenten Größen. In einer eigenen Weise ist dies für ihn bezeichnend. Denn zu seiner Größe gehört Bescheidenheit. Peters Leistung verdankt sich einem unerschöpflichen Interesse, einem beispiellosen Engagement und außerordentlichen Eigeninitiativen -Motivationen, die weder auf Aufmerksamkeit und Anerkennung noch äußere Bestätigung ausgerichtet oder angewiesen sind. Der Respekt, der Peter gebührt, ist um so größer. Sein Wissen ist immens, seine praktischen Fähigkeiten und handwerklichen Talente gelten Instrument und Outfit gleichermaßen. Vor Jahren schon leise aus der ersten Reihe der Clan Pipers zurückgetreten, verdankt sich die Band doch insgesamt seiner Begeisterungsfähigkeit und seinem Aktivismus, seinen autodidaktischen Anfängen, seinen Besuchen in Schottland, seinen Kontakten.

Peter selbst würde es fernliegen, auf die Gründung der Clan Pipers Anspruch zu erheben oder die eigene Leistung herauszustreichen. Auch deswegen schätze und respektiere ich ihn wie keinen anderen. Eine Interview-Serie in Deutschland kann nur mit ihm beginnen, und ich freue mich sehr, daß sich Peter zu dem Gespräch, verbunden mit der Auflage, ein weiteres Interview zu führen, bereit erklärt hat. Ein erstes Treffen Mitte Januar 2004 geht in die Hose. Am Tag nach dem Knock Out-Halbfinale in Neu-Ulm besuche ich Peter zusammen mit meiner Freundin, die vor Jahren selbst von ihm unterrichtet wurde, in Sachsenhausen. Der mächtige Altbau erinnert an den Reichtum der Frankfurter Bürgerschaft und das Kaiserreich der Jahrhundertwende. Eingeschüchtert von der Größe des Mietshauses studiere ich das Klingelschild und entdecke einige Reihen unter dem Namen „Peter Bergschmidt“ auch eine Wohnung „Karsten Bergschmidt“. Mit dem Betreten der obersten Etage des alten Mietshauses atmet man eine andere Luft. Wir befinden uns in einer hellen, jugendlich anmutenden Wohnung. Am Küchentisch, auf dem eine alte Hardie-Pfeife in Einzelstücken liegt, nehmen wir Platz. Neben dem Herd steht eine Werkbank mit frisch geschnittenen Dronereeds. Auf dem weißen Email des Gasherdes zeichnen sich Rückstände von dunkelrotem Siegelwachs ab. Ich stelle mein Aufnahmegerät ein – und später wieder aus. Das Interview ordne ich dem Gespräch nach. Für das Gespräch und den Nachmittag bin ich auf dem Rückweg dankbarer als für die Bereitschaft zum Interview. Während der nächsten Monate tritt das Interview mehr und mehr in den Hintergrund, während sich das Gespräch fortsetzt. Am 14. November, nach dem Jubiläums-Konzert der Clan Pipers in Neu-Isenburg, besuche ich Peter, der in der Zwischenzeit umgezogen ist, in seinem neuen Heim „auf der anderen Seite der Brücke“. Wieder sitzen wir in einer hellen Wohnung, wieder schenkt mir Peter Tee ein. Noch fehlen die Wachsspuren auf dem Herd. Nervös eröffne ich meinen diesmal detailliert vorbereiteten Fragekatalog.

Peter, wie kamst Du zum Dudelsack – how did it all start?
Musik war eigentlich immer schon in der Familie. Gerade meine Mutter war sehr musikalisch. Sie hatte einen guten Lehrer, das war ein interessanter Mann und sehr weltoffen. Der brachte ihr Lieder wie: „In Dublin’s Fair City“ und „The Brown Haired Maiden“. So bin ich als kleines Kind schon mit diesen Stücken aufgewachsen. Was für Zeiten das waren! Während dem Krieg bin ich mit Stücken wie „Brown Haired Maiden“ großgeworden. Später wurde das für mich eine Schlüsselmelodie.

Gab es in Deiner Familie Beziehungen nach Großbritannien?
Nur auf einer mystisch-persönlichen Ebene. Meine Mutter kannte während dem Krieg eine alte Schottin, die wurde Granny genannt, wohnte bei uns in der Gegend. Die hat mir einen silbernen Becher geschenkt, den habe ich noch. Das ist aber alles, was ich noch weiß. An die Frau selbst habe ich keine Erinnerungen mehr.

Wann hast Du angefangen, Musik zu machen – und was war Dein erstes Instrument?
Mundharmonika war mein Instrument. Der Hang, irgendwas selbst zu produzieren, war da. Wir hatten zuerst überhaupt gar nichts. Kein Plattenspieler, kein Radio, kein Fernseher war da. Deswegen haben wir damals alle gesucht, wie wir Musik selbst machen können. Für mich war nach der Mundharmonika schnell klar, daß ich ein Zweitinstrument will. Aber welches? Klavier kam gar nicht in Frage. Mein Kriterium hieß: Mobilität. Mein Bruder hat Skiffle gemacht, hatte eine eigene Gruppe.

Der Karsten?
Jaha! Er war u.a. befreundet mit einer Gruppe aus Hamburg: „The Glory Skiffle Tramps“. Die Leutchen hatten wirklich Pep! Das waren zwar Hallodries, aber die waren gut! Die waren gut, bekannt auch, eine schlagkräftige Truppe!

Dann gab es sogar zwei Dudelsackspieler in der Skiffle-Szene der fünfziger Jahre! Dich – und meinen Lehrer Arthur! Sein Idol war Lonnie Donegon, der Junge aus Glasgow. In diesem Umfeld bist Du aber wohl kaum dem Dudelsack begegnet?
Ich habe jahrlange überlegt: was spielste. Banjo, Akkordeon, Klarinette? Jazz nicht. Das kam nicht in Frage. Skiffle war in Ordnung, das war deftig. Du mußt Dir das so vorstellen. Es gab keinen Ferneseher. Es gab Kino, Wochenschauen. Und immer wenn die Briten rummarschiert sind: Pipes & Drums. Auf Radio Luxemburg – das war ein interessanter Sender – hörte ich immer eine Sendung: „Scottish Request“. Ich mochte das Auf und Ab der Tanzmusik so sehr. Auch die Lieder! „Green Hills“, eine andere Schlüsselmelodie, hörte ich gesungen in dieser Sendung. Bei irgendeiner Europa-oder Weltmeisterschaft sind wieder Pipes and Drums aufmarschiert. Irgendein Idiot hat „Unter dem Schottenrock ist gar nichts“ kreiert. Und der erste Rob-Roy-Film lief in den Kinos.

Und mit diesen Berührungen war das Interesse geweckt?
Ja, ich habe gesucht und gesucht, zunächst nur nach Platten. Irgendwann habe ich dann auch eine gefunden. Von der Black Watch, eine kleine Scheibe. Und dann noch eine. Und dann irgendwie…

…bist Du auch zu einem Dudelsack selbst gekommen.
Auf der Suche nach dem Dudelsack habe ich wieder die Stadt durchkämmt, und nichts gefunden. Die Situation heute ist anders. Heute gibt es Hümmelchen, Böhmischen Bock, bis zum spanischen Dudelsack. Alles ist da. Damals kannte man eigentlich nur einen Dudelsack, den schottischen, und nach dem habe ich gesucht. Ich habe schließlich den englischen Konsul angerufen und mit dem einen Termin ausgemacht. Und dann war ich in seinem Büro: Dackel da, Angelrute dort. Schwerenglisch! Das hat er auch selber gesagt. Er hat gesagt: Ich habe keine Ahnung, ich bin Engländer! Der Konsul mußte mich kurz mit dem Dackel allein lassen – und das Mistvieh hat mich angekläfft! Immerhin wußte er von einer „Englischen Woche“ in Ingelheim, Kaiserpfalz am Rhein, und dort sollte auch ein schottischer Spieler sein. Es war eine irische Band. In Begleitung von einem Nachbarn bin ich hingefahren. Der hat auch später einen Dudelsack gekauft. Dort war auch wirklich ein Schotte in dem Kilt. Plötzlich, vor dem Ratshaus, stand die ganze irische Band. Die marschierten los – ganz toll! ¬und wir hinterher, wie die Gassenjungen. Irgendwann stoppen die dann. Es war Zeit genug, einen zu fragen, wo man so ein Ding herbekommt. Der zeigte oben auf seinen Chanter und da stand: Robertson, Edinburgh. Er sagt: „schreib als Adresse: ‚Pipe Maker Robertson, Edinburgh’, das kommt an!“ Und es kam an.

Du hast gleich bestellt?
Gleich bestellt. Ich war gelernter Betonbauer, noch in meinen beruflichen Anfängen, hatte aber schon ein bißchen Asche nebenher. Ich habe dann gleich so ein Ding gekauft. Ein volles Instrument, fully ivory mounted. Die Firma schrieb mir zwar, ich solle noch eine Übungspfeife dazu nehmen, aber ich dachte mir: die wollen nur Geschäft machen! Den College of Piping Tutor, Teil 1, habe ich aber genommen.

Du hast ohne Practice Chanter angefangen?
Es kam so an, wie ich es bestellt hatte. Nur der Dudelsack und der College of Piping Tutor, Teil 1. Dummerweise kam Buch 2 erst später raus. Aber ich habe schon begriffen, wo was rein soll. Und irgendwie hab ichs geschafft. Den Chanter habe ich zuerst ohne Sack geblasen und darauf auch gespielt. Muß’n Horror gewesen sein! Im nächsten Wald habe ich dann geübt. Ich war bekannt wie ein bunter Hund. Ich habe dort immer geübt, auch bei Nieselregen und auch im Winter. Einmal sind mir sogar Mini-Eiszapfen aus dem Chanter gewachsen.

Wie lange hat das der Chanter mitgemacht?
Der Chanter existiert noch, hat sich wohl leicht verbogen.

Wie alt warst Du damals?
Um die 23. Die Pfeife ist 1962 gekommen. Die Zeit des intensiven Suchens alleine nach dem Schottischen Dudelsack war wohl ein Jahr.

Und Du hast den kompletten College-Tutor auf dem eigentlichen Instrument durchgearbeitet?
Der Schlüssel waren die beiden Stücke, die ich schon kannte: Die „Green Hills“ und „Brown Haired Maiden“. Mit „Scots Whae Hae“ konnte ich nicht viel anfangen. Es gab damals ja noch keine Kassette. Ich mußte mir erst einmal das Notenlesen erarbeitet. Gracenotes und Crossing Noises habe ich nicht so begriffen. Meine Familie, auch der Karsten, hat alles ertragen müssen.

Der Karsten?
Ja, genau. Muß schlimm für ihn gewesen sein. Den ganzen Tag: Die „Green Hills“ und „Brown Haired Maiden“.

Wann bist Du endlich vom Dudelsack auf den Practice Chanter umgestiegen?
Das war so. Der Karsten war mit dem Fahrrad in Frankreich. Im Urlaub. Und er pfeift das Lied, das ich den ganzen Tag gespielt habe: „Green Hills“. Ein Mann erkennt es, geht hin, spricht den Karsten an. Ein Holländer, ein Mann aus Leiden! Mit ihm stand ich dann in Briefkontakt und er schickte mir einen Practice Chanter. Den hat er mir geschenkt. Damit war es dann leicht, die Sachen auf den Tisch zu legen und die Noten anzugehen. Ich habe aber immer noch sehr viel nach dem Gehör gespielt. Auch das wurde dann aber mit dem Practice Chanter leichter.

Wann haben sich – über den Mann in Leiden hinaus – die ersten Kontakte in Deutschland geknüpft?
1964 suchte der Karsten einen Verstärker. Ich hatte damals einen Citroën und hab seine Sachen immer rumgefahren. Der Karsten hat damals Skiffle-Wettbewerbe gemacht. Auf der Suche nach dem Verstärker waren wir einmal in einer Schule, und in der traf sich gerade ein Tanzkreis. Laber laber – kein Verstärker! Ich stand dort rum, und eine Frau hat mich gefragt, was ich eigentlich mache. Ich spiele Dudelsack. Kreisch! Das war nämlich ein Tanzkreis für internationale Volkstänze und die hatten auch Schotten und eine Vorführgruppe. Für mich, ungefähr eineinhalb Jahre nach meinem Start, war das eine kleine Wende, für alles Weitere impulsgebend. Damals lernte ich wirklich Schotten kennen, Amis und andere. Ein halbes Jahr danach kam der Colonel rein, einer von den Amis. Colonel Salada hat schon gespielt, der kam da plötzlich reingeschneit und baute dann eine eigene Gruppe, eine Band. Wohlgemerkt: parallel zu den Tänzern und Tänzerinnen, die Pipes lernen wollten: Schotten, Deutsche, Iren. Der Ami hat die dann gesammelt. Zwei eigene Söhne wollte er auch integrieren. Zum Training hatten wir einen kleinen Raum bei den Amis. Es gab sogar einen kompetenten Snaredrummer, ein Ire, der ganz nett war. Ich erinnere mich noch an die Proben: marching, immer um den Tisch rum. Keiner war Goldfinger, wollte die Nummer Eins sein. Der Colonel aber wollte seine Truppe trainieren. Eine nette Szene war einmal auf dem Sportfeld von den Amis. Bandaufstellung, der Colonel fragt: Hat jemand ein Breitschwert? Ich sage: Ich habe einen Reservistensäbel. Er: Mitbringen! Dann stellt der Colonel die Truppe als Band auf. Er schnallt sich den Säbel um. Aufstellung, Marsch! Und dann: Säbel gezogen, vorneweg marschiert. Das war sein Traum. So ging es aber maximal ein Jahr!

Wann ergaben sich für Dich die ersten Kontakte nach Schottland?
1965 war ich das erste Mal in Schottland. Und das war dann auch das Ende dieser Truppe hier. Der Colonel wollte einen gewissen Abstand zwischen mich und sich bringen. Er hatte sich dazu heimlich zu einer Sommerschule am College of Piping angemeldet. Jürgen Kraus, der auch in dieser Truppe war, hatte Wind von der Sache bekommen. Zusammen mit ihm bin ich dann hin, zwei Wochen. Wir haben meinen Citroën genommen, haben ein Riesen-Tonbandgerät reingeschmissen und die Pipes hinterher. Er hatte eine Pakistani, und zwar keine schlechte. Und dann sind wir hochgefahren.

Wo fand die Sommerschule statt?
„Tarradale House“, in der Nähe Muir of Ord. Ein Mini-Landbesitz direkt am Meer. Eine ganz kleine Klitsche, aber mit Hauptgebäude, Bibliothek, die aussah wie eine Kirche. Und die ganze Bude war original eingerichtet! Das Anwesen gehörte der Uni von Aberdeen. Die Kurse des College wanderten damals.Peter Bergmann - Erste Sommerschule in Schottland

Wie wurdet Ihr dort aufgenommen?
Wir kamen an, stiegen aus dem klapprigen Citroën. Großes Hallo. Wir erklären, daß wir aus Deutschland sind. Dann sagt einer: kommt hier rein, da sitzt schon einer von euch! Colonel Salada – die Augen gingen auf! Wir haben ihm nicht gesagt, dass er nicht unbedingt fair gehandelt hatte. Verdrückt sich heimlich nach Schottland um dort zu bunkern. Sonst ein netter Kerl!

Wer waren die Lehrer bei der Sommerschule?
Zunächst einmal Tommy Pearston. Seumas hat sich immer in Kanada und den USA rumgetrieben. Tommy war okay. Daneben gab es noch einen Polizisten, der mal in Hong Kong gedient hatte. Und dann: Dugald Murdoch. Insgesamt vielleicht 5 Lehrer. Keine Drums natürlich!

Wie sah es auf Seiten der Schüler aus?
Insgesamt waren es wohl um die 25 Schüler, ein Publikum im Alter von 7 bis 65 Jahren. Und es war international! Engländer, Schotten, Iren, Bretonen, eine Schwedin, eine Philippisch-Schwedin, Amis – und zwei Deutsche. Daß wir die ersten waren, das sage ich so lange, bis ich meine Vorgänger treffe.

Wie gestaltete sich denn der weitere Kontakt mit dem Colonel?
Er hat sich dort umgeschaut. Zusammen haben wir auch Contests besucht: Dingwall. Burgess hat dort gespielt, neben anderen. Und dann kam der Colonel, quatscht die an. Wollte halt mit den großen Hunden pissen gehen. Die haben ihn aber ziemlich abblitzen lassen, klar: der Wettbewerb lief ja gerade.

Was habt Ihr sonst noch außerhalb des Unterrichts unternommen?
In der Gegend sind wir rumgefahren. Einmal sind wir nach Inverness, der Colonel und ich. Du kennst die Straße ja vielleicht – sie ist nicht so toll. Und wir in meinem 12 PS Citroën, völlig entladen, nur zwei Sitze, Direktlenkung. Der Colonel muß gedacht haben, er sitzt in einem Go-Kart. Das war jedenfalls die letzte gemeinsame Autofahrt mit ihm. In Inverness sagt er dann zu mir, er hat noch zu tun, nimmt den Bus zurück. Später hat er sich dann während dem Kurs verabschiedet. Wir haben uns nie wieder gesehen. Vielleicht ist er versetzt worden.
Was war Dein persönlicher Ertrag des Kurses? Man hat mir gezeigt, was Crossing Noises sind. Es war deprimierend. Auf der einen Seite waren da diese kleinen Kerle, siebenjährige, die schon spielen konnten. Andere hatten aber genauso spastische Finger wie ich auch. Wichtig war vor allem die gute Atmosphäre, der Spaß, den man miteinander hatte. Ich erinnere mich wie die Lehrer auch einmal mit den jüngeren Schülern Fangen spielten, die Treppe rauf und dann wieder runter. Auch Tommy hat seinen Sohn dabei. Es war angenehm. „Brose und Butter“ wurde immer bei den Mahlzeiten, gespielt, wie beim Militär. Aufstehen mit „Jonny Cope“. Und abends „Light Out“. “Highland Laddie“ zur Versammlung, und abends ging’s für die Ältern ab in die Kneipe.

War das Deine einzige Sommerschule?
Im Jahr drauf, 1966, war ich wieder für eine Woche oben. Unter den Schülern war u.a. Alan Stivel dabei, überhaupt Bretonen, zwei Brüder, Jean-Francoir der eine, der hat sogar Tommy Pearston im Wettbewerb geschlagen. Diesmal war ich alleine oben. Im Kurs war auch ein Österreicher: John. Großer Kerl, Riesen-Klappe, nie wieder gesehen.

Wie ging es weiter mit Deinem Unterricht?
Anschließend habe ich nur sporadisch, wenn ich in Glasgow vorbei kam, Unterricht genommen. Wenn ich Urlaub hatte, oder auf der Durchreise war. Eine Woche war ich einmal bei Duncan Johnstone, ansonsten beim Tommy. Einmal auch Einzelunterricht bei einem Polizisten. Mit zwei anderen Polizisten hatte ich damals auch einmal eine eigene Begegnung. Mittags fahre ich mit meiner Kiste dort um die Ecke, um mir was zu futtern zu holen. Ich fahre natürlich auf der falschen Seite, zwei Polizisten sehen das. Führerschein, Personalausweis! Die waren schon sehr stinkig. Ich gebe Ihnen meine Papiere, plötzlich wandelt sich das Benehmen! Einer sagt, ich soll eben ein bißchen mehr aufpassen. Als ich die Papiere zurückkriege, sehe ich, daß mein College of Piping-Ausweis zwischen Führschein und Ausweis war.

Was hast Du sonst in Schottland gemacht?
Ich bin im Land rumgereist, habe gezeltet, Leute getroffen, Wettbewerbe angehört. Einmal war auch ein Clan-Gathering bei Fort William.


Originalbildunterschrift Peter Bergschmidt:”1993 Ben Nevis (oben seit.) Sichtweite ~10 m Saukälte Anja + Peter”

Wie ging es in Deutschland weiter?
In der Zeit zwischen 1966 bis 1974 kamen immer wieder Leute zu mir, die wollten Pipes lernen. Es war ein Kommen und Gehen. Ich habe die auch unterrichtet, kostenlos. Irgendwann mal, so 1974, sehr spät, da war ich auch schon eine gewisse Spur besser, habe ich dann gesagt: hier, bezahlt mir mal ein paar Pfennige für die Zeit.

Wie kam es zu der Gründung der Clan Pipers?
Es war immer so eine Handvoll Leute zusammen. Einer, Lothar Dolle, ruhiger Typus, hat angefangen. „Wir wollen ne Band machen.“ Und die haben dann eben den Einäugigen gefragt. Der Name, Clan Pipers, war auch nicht meine Erfindung. Den hat jemand damals vorgeschlagen. Klar, wir waren ja auch nur Pfeifer, hatten keine Drums! Das war 1974, Lothar Dolle der zweite Mann. Die Drums kamen später.

Wie ging es weiter?
1979 haben wir den ersten Wettbewerb in Den Haag mitgespielt – außer Konkurrenz: fünf Pipes, eine Snare. Im Jahr darauf schon, 1980, haben wir in Vlissingen gespielt: als Band, mit den nötigen zwei Snares, der Bass und sogar mehr als sechs Pfeifern. Die brauchten dort dringend noch einen für den letzten Platz. Und da haben wir gedacht: den nehmen wir! Letzte Plätze sind sehr gefragt!

Wann ergaben sich Eure Kontakte zur RSPBA?
Das muß in den Jahren vorher gewesen sein. Jemand hat uns das so erklärt: das ist für die Band! Die machen auch Kurse, und ich habe das auch so weitergegeben. Wer Geld und Zeit hatte, die Kurse zu besuchen, für den war das was. Deswegen haben wir uns auch schließlich die Leute hier hergeholt. Wir waren damit nicht nur die erste Band, wir hatten auch die ersten bandeigenen Kurse.

Wann war der erste Kurs und wer hat dabei unterrichtet?
Der erste Kurs war im April 1983. Dabei waren Jack Crichton, Bob MacCroskie, David Bruce, ein Drummer. Wir waren vier Tage, ein verlängertes Wochenende, in der Turnhalle am Park, beim Schloß Karben. Die ganze Band war im Gasthaus. Wir wurden schon ganz schön getrimmt, als Band, und spielten dann schon! Irgendwo habe ich noch eine Kassette von dem Kurs. Ich habe auch eine komplette Liste über unsere späteren Kurse und der Mitglieder der Band.

Respekt – Du hast nicht nur organisiert, Du hast es auch dokumentiert. Was hatte es eigentlich mit der „Continental Pipe Band Information“ auf sich?
Es waren nur Rundbriefe, die ich einem Augenzwinkern „Continental Pipe Band Information“ nannte. Leider habe ich davon nichts aufgehoben. Die älteren Bandmitglieder der Owl Town Pipe Band in Peine neulich wußten das noch. Einer hat gesagt, er hat’s noch rumliegen.

In welchem Zeitraum hast Du diese Rundbriefe verschickt?
Das muß so 1980 gewesen sein, wegen der ersten Wettbewerbe. Ich habe ihn vielleicht so zwanzigmal verschickt, so um den Dreh. Geschrieben habe ich den Rundbrief wohl bis ans Ende der 80er Jahr. Damals gab es auch eine Fortsetzungsgeschichte, und die nannte ich „Highland Mist“. Ich hab damals nen Roman angefangen! Ansonsten waren es Blätter mit Infos von Wettbewerben, ev. Tanzdinge, ein kleiner Flohmarkt, teilweise handgeschrieben, Skizzen. Das funktionierte auch in dem kleinen Rahmen. Es gab Hamburg, große Treffen, Hannover. Beim Schützenfest, Treffs, bei denen die Bands oder deren Vertreter zusammenkamen. Geschickt habe ich den Rundbrief auch nach München, an den Mike Dahlmanns. Der erinnert sich bestimmt auch noch daran. Gestern war er bei dem Konzert und hat mir eine Buddel Whiskey für die Band gegeben. 30 Jahre alten Whiskey hat er mir gegeben, den muß ich natürlich erst prüfen!

Der Rundbrief war eine reine Privatinitiative? Hast Du das alles auf eigene Kosten verschickt?
Ja ja, das lief nicht über die Bandkasse. Die Vereinsmeier kamen später.

Wann habt Ihr Euch als Verein formiert?
Die Vereinsbildung! Damals nicht nötig. Heute ja. Heute ist das eine Riesentruppe, da muß der Verein haften, nicht die Einzelperson.

Was war Deine Motivation damals zu dem Rundbrief?
Der Grund war einfach: es gab verschiedene Gruppen, die mußte man verknüpfen. Man traf sich, auch bei den Highland Games in Neu Isenburg. Aber mußte wissen, wann und wo.

Wann und wo gab es erste Berührungen mit der sich formierenden Szene um Peter Brinckmann?
Das war alles damals in zeitlicher Nähe, unsere Kurse und die von Peter. Seine Anfänge habe ich damals ja auch miterlebt. Zuerst bin ich ihm begegnet in Eveshausen, nach den ersten Jahren des „Pipers’ Meeting“ auf der Burg Waldeck. Das war übrigens auch eine schöne Zeit! Mit den schottischen Dudelsäcken sind wir da aber schon bald rausgeflogen. Die waren dort einfach zu penetrant laut. Aber zurück zu Peter: Er war damals noch schwer am Anfang, hatte aber schon bald eine völlig andere Richtung! Ich hatte ja die Band am Hals, und er konnte sich um die Soloszene kümmern. Einmal sagte er zu mir, die zu hüten, das ist wie ein Sack mit lauter Flöhen. Ich habe aber damals schon unsere Leute nach Rüsselsheim geschickt, und dann auf die Breuberg. Ich hatte das Spiel schnell begriffen: wenn Du eine vernünftige Band willst, dann muß die Ausbildung funktionieren.

Wie war – die Frage muß sein – insgesamt Dein Verhältnis zu Peter Brinckmann?
Das Verhältnis zu Peter, da gibt es einen Artikel von Jan dazu. Der Peter war bekannt als ein ruppiger Hund. Ähnlich veranlagt, kamen wir vielleicht gerade deswegen auch gut miteinander aus. Er hat mir grob die Meinung gesagt, ich hab ihm meine Meinung gesagt – und dann bin ich mit ihm zusammen zum Bier gegangen! Durchaus war man dann bereit, zu anderen Dingen überzugehen! Auch wenn er erst immer einmal Kleinholz geschlagen hat: ich wußte, er macht Musik und er baut das auf. Und er wußte, ich mache das auch schon lange. Er hatte natürlich ganz andere Ideen. Er war ja ein ausgebildeter Klavierspieler, war mir musikalisch weit voraus. Mit Band hat er nicht viel am Hut gehabt. Ich hatte den ganzen Bürokratismus, die Klamotten, dieses ganze Zeug, um das ich mich kümmern mußte.

Einen Großteil der Dinge hast Du ja sogar selbst hergestellt! Die Sporran, Gürtel und Crossbelts sind zumindest mir bekannt.
Handwerkliches wollte ich schon immer machen. Schon als Kind wollte ich immer mit nem Messerchen rumschnippeln. Krieg bedeutet auch improvisieren. Jemand hat mir gezeigt, wie man Leder näht. Aus der Notwendigkeit wurde das Band-Material, Sporran, Pipe Bags.

Um bei der handwerklichen Seite des Dudelsacks zu bleiben: was hältst Du von den modernen Entwicklungen wie den synthetischen Drone Reeds und Säcken aus Kunststoff?
Ich halte gar nichts davon. Ich halte von ‚Arundo donax’ sehr viel. Das eine ist: man macht Musik. Das andere ist die Bastler-Richtung. Und beides muß man lernen. Du mußt die Leute ausbilden, mit dem Instrument zu spielen – in beide Richtungen. Die handwerkliche Seite will man sich heute ersparen. Das will nicht nur der Pipe Major, der will das seine Band läuft. Das wollen auch die Spieler!

Wie siehst Du den heutigen Status der Clan Pipers in Deutschland?
Was ich gehört habe, in Peine und Schotten, werden die Unterschied geringer. Der Unterschied liegt häufig nur in einer einzigen Person! Wir sind noch immer die größte Band, und mit der A-Band, denke ich, auch die beste. Lars macht seine Arbeit in der B-Band auch sehr gut. Es ist ein gutes Verhältnis.

Ein familiäres Verhältnis pflegst Du mit Deinem Neffen, Jan T. Maschinsky, heute auch zur BAG. Wie kam es eigentlich, daß er – wie Du – das Dudelsackspielen erlernte? Wie groß war Dein Einfluß darauf?
Es ist doch ganz normal. Ich hab gedacht: der könnte eigentlich anfangen. Aber ich wußte auch, der rafft alles. Er: „Ach nö, keine Lust.“ Und da habe ich es schnell sein gelassen, in der Richtung weiterzustochern. Und dann ging es darum, in Neu Isenburg einen Infostand zu machen. Da hieß es dann nur: Klamotten anziehen, Info und Verkauf. Wir haben damals auch irgendwelchen Plunder verkauft. Irgendwie fand er es ganz toll da.

Jan, den wir natürlich getrennt von Dir dazu befragt haben, sagte noch etwas von einem Practice Chanter, der mit im Spiel war, und einigen Griffen, die Du ihm gezeigt hast.
Ich habe eigentlich nur das Brot auf den Tisch gelegt und das Messer dazu. Und gesagt, wenn du Hunger hast, kannst du essen. Du mußt aber nicht glauben – glaub bloß nicht! – , daß er das nicht alles durchgeblickt hat, der Hund. Das weiß der heute noch! Ich hab ihm den Practice Chanter in die Hand gegeben und gesagt: „da gibt es Leute, die fragen uns Löcher in den Bauch.“ Das hab ich gesagt. Und dann hab ich gesagt: „das kannst du eigentlich alles machen.“ ‚Man erkennt die Absicht’ – Goethe oder so. Der wußte von Anfang an, was gespielt wird. Der wußte das schon, was da los ist.

Peter, ich bewundere Deine direkte Sprache! Du verlierst keine Zeit und bringst alles auf den Punkt. Woher kommt das?
Vom Bau. Auf dem Bau mußt Du direkt sein.

Wie ging es bei Dir beruflich weiter?
Ob das die Leute interessiert?

Mit Sicherheit!
Später habe ich Bauingenieur gelernt, in Frankfurt, und da auch gearbeitet.

Wie hast Du den gestrigen Abend erlebt – 30 Jahre Clan Pipers?
Es war ein großer Tag, nicht nur für die Band, sondern auch für die Gegend und die Szene hier im Land. Es fördert vielleicht die Dinge! Es entstehen mehr Kontakte. Für hier ist es besonders eine Förderung der Musik. Der Wunsch bei einigen in der Band, besser zu werden, wird geweckt. Auch bei den umliegenden Bands wird das Interesse geweckt, und das nicht nur an der Musik. Das ganze Drum und Dran! Im Konzert geht es ja um Musik als Darstellung. Bei den Clan Pipers waren wir damit ganz schön gefordert und haben selbst nicht alles mitbekommen. So ging es aber allen. Am meisten gefordert war ja die A-Band, in der Benedikt eine gute Arbeit macht. Mark, Benedikt – es sind viele, die da arbeiten, auch in der B-Band.

Wie würdest Du Deine eigene Motivation zu Deinem jahrelangen Engagement umschreiben?
Die Welt geht weiter. Du kannst die Nummer Eins sein oder letzter – Du mußt was davon haben. Nur was? Spaß? Ja, Spaß woll’n sie alle haben. Das heißt in der Band: ich will nicht die Bohne lernen. Die Kandidaten mußt Du aussortierten! Der Spaß kommt mit der Musik. Die Arbeit ist im Leben das eine. Die Musik öffnet die Welt. Mit ihr ergeben sich die Kontakte. Die Musik dient dem Menschen. Sie hilft ihm, sich wohlzufühlen.

Was sind Deine persönlichen Hoffnungen als Einzelspieler und in der Band?
Daß ich mit meinen Gichtfingern noch ein wenig spielen kann. [Ich lache über die gelungene Formulierung.] Ich hab echt welche! Ich möchte aber schon ganz gerne noch so lange wie möglich in der Band mitspielen. Nach wie vor interessieren mich die handwerklichen Dinge, Rohrblattbau, die Geschichte des Dudelsacks, alte Instrumente. Ich will jedenfalls in Zukunft nicht nur noch den Bierverkauf regeln!

Ein persönliche Einschätzung zum Schluß: wie lange, was meinst Du, wird das „Never Ending Interview“ überleben?
Wie es schon so heißt: es hört nie auf. Wenn die zeitlichen Abstände passen, und es den Leuten nicht zuviel wird, dann sollte es auch weitergehen. Ich denke, es fördert u. a. so was, wie den familiären Charakter, den die Szene hierzulande hat. Hier bleibt man im Gespräch!

Peter, für dieses Gespräch bedanke mich sehr herzlich!
Willste noch nen Tee?


Peter Bergschmidt

Peter Bergschmidt mit seiner Robertson Pipe. Das Bild wurde im Januar 2004 in der Sachsenhausener Wohnung aufgenommen, die Peter ein Jahr nach der Gründung der Clan Pipers bezogen hatte. Die rechte Bildhälfte zeigt eine Tür, die von Peters Mutter bemalt wurde. Sie läßt erkennen, in welchem Maße die Verbindung handwerklicher und künstlerischer Talente Teil der Familie ist.

(veröffentlicht in der BAG Info Dezember 2004)

The Never Ending Interview – Einführung

The Never Ending Interview beruht auf einem einzigen Gedanken. Kein Interview wird mit der durchaus reizvollen Frage beschlossen: „Wenn Sie an meiner Stelle wären – mit wem würden Sie gerne ein Interview führen? Und wie würden Sie das Gespräch gestalten?“

Das BAG-Info gibt Antwort, Ausgabe für Ausgabe.

Die Wahl des Interviewpartners ist frei. Die einzige Auflage besteht darin, daß sich der Gesprächspartner dazu bereit erklärt, für die nächste Ausgabe des BAG-Infos ein eigenes Interview zu führen, dessen Text für die Druckfassung auf Deutsch einzureichen ist. Anlage, Länge und Präsentation des Interview sind frei.

Das BAG-Info gewinnt eine feste Rubrik, der Leser die Aussicht auf das Interview – und die deutsche Szene an gegenseitiger Kenntnis und Wertschätzung.

Jena, den 8. Januar 2004 Martin Keßler